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Frauen, Bier und die Gratis-Mentalität

Ihre Stimmung ist heiter. Klar, diese Woche startet ja auch das Buskers. Nur eine Sache geht Festivalleiterin Christine Wyss ziemlich auf die Nerven.

Das ist am Buskers 2019 neu
Wir feiern in einer Altstadt fast ohne Grossbaustelle. 33 Acts von 39 im Hauptprogramm waren noch nie bei uns. Die Hälfte der Toiletten sind Kompotois. Und: Kids zwischen 8 und 15 Jahren, die Bändeli verkaufen möchten, können ihr Sackgeld aufbessern.

So vielfältig ist das Buskers
Stilistisch ist das Programm breit gefächert wie immer. 24 Nationen sind vertreten. Dazu bewegen sich die Helfenden in einem Altersspektrum zwischen 8 und 88 Jahren.

So weiblich ist das Buskers
Sehr! 32 Prozent aller Künstler sind weiblich, was für ein Festival eine extrem hohe Zahl ist. Insgesamt treten acht reine Frauengruppen auf.

So viel kostet das Buskers die Besucher
Lächerlich wenig. Drei Tage kosten zehn Franken oder zwanzig als Gönner. Theoretisch kann man das Festival besuchen, ohne etwas zu bezahlen – doch wir sind auf Hutgeld für die Artistinnen und Artisten sowie den Bändeliverkauf angewiesen, um über die Runden zu kommen. Wir müssen ein Drittel des Budgets mit dem Erlös vom Bändeliverkauf decken. Gagen kriegen die Künstlerinnen und Künstler keine.

So viel kostet das Buskers die Veranstalter
Fast eine Million Franken. Da wir ein Event mit überregionaler Bedeutung sind, erhalten wir Geld von Stadt, Kanton und der Regionalkonferenz Bern-Mittelland. Zusammen geben sie uns 100 000 Franken.

So viele Helferinnen und Helfer stehen im Einsatz
Rund 300.

Künstler spielen am Buskers
117 im Hauptprogramm.

So viel Bier wird ausgeschenkt.
Das weiss ich nicht auswendig. Was wir wissen: Bier macht rund 70 Prozent der verkauften Getränke aus. Ausgeschenkt wird Gurten Bier und das eigene Buskers Bier, das im Tramdepot gebraut wird.

So geht es dem Buskers
Es ist ein Festival, das vom Publikum getragen wird. Wir haben letztes Jahr Stichproben durchgeführt und sind auf eine Bezahl-Quote von rund 40 Prozent gekommen. Finden wir genug Freiwillige und Firmen, die uns entgegenkommen wie zum Beispiel Hotels, die uns gratis Zimmer zur Verfügung stellen, geht die Rechnung knapp auf. Eine Quote von mindestens 50 Prozent wäre schön und fair. Immerhin haben wir seit Beginn des Buskers 2004 unsere Bändelipreise nie erhöht.

Was mich freut
Die friedliche und interessierte Stimmung am Buskers. Das grosse Herzblut und Engagement von den Artisten, vom OK und vor allem von unseren Freiwilligen. Leute zu finden, wird aber nicht einfacher. Das liegt am Zeitgeist und an den immer zahlreicheren Kulturevents und Pop-up-Projekten, die ebenfalls mit Freiwilligen arbeiten.

Was mich ärgert
Die wachsende Zahl von Vorschriften. Die Gratismentalität von einem Teil des Publikums. Man gibt Hunderte von Franken für Jeans und Handys aus, will aber keine zehn Franken in einen solchen Anlass investieren. Die Geiz-ist-Geil-Mentalität finde ich bedenklich und peinlich.

So sieht das optimale Buskers-Wetter aus
25 Grad. Trocken. Bewölkt ist noch fast besser als sonnig.

So viel Energie kostet mich das Festival
Ich nehme zwischen Mitte Juli und August etwa vier Kilo ab. Das sagt wohl alles. (lacht)

So sieht die BuskersZukunft aus
Heiter weiter… momentan ist konkret kein Ende in Sicht. Ein neuer Vertrag bis 2023 wurde soeben abgeschlossen. Und ja, natürlich hätten wir gerne mehr Geld. (lacht)

So sieht die 16. Ausgabe des Buskers gemäss Wunschvorstellung aus
Ideales Wetter. Glückliche, erfüllte und entspannte Gesichter in den Gassen. Dass ich einige Auftritte geniessen kann. Und ich freue mich selbstverständlich auf das Aarebad nach dem Brunch, der am Freitag und am Samstag jeweils im Restaurant Marzilibrücke stattfindet.

So politisch ist das Buskers
Gar nicht. Wir sind Kultur, Politik interessiert mich in diesem Zusammenhang nicht. Es soll ein breites Festival sein für alle.

Yves Schott

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