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Hat das Marzili an heissen Tagen auch weiterhin länger offen?

Hurra, der Sommer ist da! Vorhang auf für die Berner Freibäder. Im Gespräch erzählt Marzili-Anlagenchef Beat Wüthrich, was die Gäste diese Saison erwartet.

Der warme Mai war sicher ein Rekord in Sachen «Bade-Saison». Haben Sie ihn auch so erlebt?
Der Mai ist sicherlich kein Rekord, aber dafür ein regelrechter Senkrechtstart. In den ersten Wochen seit Öffnung des Bades kamen im Schnitt immer über 8000 Personen täglich ins Bad. Das ist super nach den zwei Pandemie-Jahren, in denen weniger Leute kamen.

Haben Sie bereits Rückmeldungen zum aktuellen Angebot im Marzili bekommen?
Die Sparmassnahmen und Änderungen wie etwa die geänderten Öffnungszeiten haben bei einigen Gästen schon etwas aufs Gemüt geschlagen – und ein paar haben sogar gesagt, sie wollten uns nicht mehr besuchen. Dennoch sind wir in der erfreulichen Lage, dass wir viele Besucherinnen und Besucher verzeichnen können. Die Warteliste für ein Kleiderschliessfach beträgt momentan zwei Jahre. Das zeigt: Das Interesse am Marzili ist weiterhin ungebrochen.

Immer mehr Leute gehen in öffentliche Bäder. Kommt es zu einer Renaissance des öffentlichen Badens?
Bern ist in dieser Beziehung aussergewöhnlich. Alle Freibäder bis auf die Ka-We-De haben Gratis-Eintritt. In der Vergangenheit haben die Leute dieses Angebot immer gern genutzt. Durch die Pandemie ist man eventuell etwas budgetbewusster geworden, aber eigentlich gibt es bei uns keinen Unterschied zwischen Arm und Reich.

Sie sind seit vielen Jahren dabei. Was hat sich in dieser Zeit für Sie verändert?
Vieles. (lacht) Aktuell zum Beispiel die Beiz. Und bald steht das grosse Neubauprojekt an. Das wird einiges verändern. Anders geworden sind zudem die Badegäste. Die Gesellschaft hat sich geöffnet, damit haben ein paar Alteingesessene Mühe. Eigentlich sind Veränderungen gut und es ist schön, wie sich auch das Marzili der Zukunft öffnet.

Blicken Sie mit Freude auf den geplanten Grossumbau des Marzili in zwei Jahren?
Ich freue mich auf die Veränderungen. Als Anlagenchef bin ich stark in das Projekt eingebunden und muss sagen, wenn alles so umgesetzt wird wie geplant, wird das eine tolle Sache. Das Marzili erfährt dadurch eine grosse Aufwertung.

Und was bereitet Ihnen am meisten Sorgen?
Eigentlich nicht viel. Mir ist einzig wichtig, dass der Betrieb auch nach den Umbauten so reibungslos weiterläuft wie bisher. Da bin ich guter Dinge.

Haben Sie das neue Weyerli schon besucht und was halten Sie vom Bad?
Ja, da war ich schon. Unter anderem, weil ich im Winter als Anlagenchef für die Eisbahn dort zuständig bin. Ansonsten bin ich natürlich stolz, dass wir in Bern mit das grösste Freibad in Europa haben. Und eine Konkurrenz unter den Bädern in der Stadt haben wir gar nicht. Wir freuen uns allerdings schon, wenn wir im Marzili mal wieder mehr Besucherinnen und Besucher haben als im Weyerli. (lacht)

Spüren Sie Corona-Nachwehen?
Ja. Die Besucher wie auch die Mitarbeitenden pflegen einen bewussteren Umgang miteinander. Man hält Abstand, schaut, dass man die Regeln einhält und so weiter. Die zweijährige Pandemie war dahingehend eine prägende Zeit.

Mal zur aktuellen Oben-ohne-Diskussion von Tamara Funiciello: Was ist im Marzili eigentlich erlaubt und was nicht?
Prinzipiell finde ich die Diskussion unnötig. Jede und jeder darf frei entscheiden, wie man baden möchte – solange es den Regeln entspricht. In den Bädern der Stadt sind diese eindeutig: Oben ohne ist erlaubt. Einzig die Intimzone muss bedeckt sein. Und wer ganz nackt baden möchte, kann dies in unserer FKK-Zone, dem Paradiesli für Frauen, und beim FKK für Männer in der Lorraine, tun. Fertig.

Was waren Ihr schönster und Ihr schlimmster Zwischenfall?
(Überlegt kurz) Das Coolste war, dass ich mal mit einem US-amerikanischen Rockstar die Aare runtergeschwommen bin und erst im Nachhinein gemerkt habe, wer das war. Das war eine ziemliche Überraschung. Das Schlimmste war sicherlich in der Saison 2013. Damals mussten wir an einem Tag 50 Leuten im Wasser Hilfestellung leisten.

Wie oft müssen Sie pro Saison jemanden retten?
Im Schnitt leisten wir rund 15 Hilfestellungen am Wasser pro Saison. Diese schliessen simples Handreichen beim Hinaussteigen sowie komplette Wasserrettungen ein. Wir unterscheiden da nicht. In dieser Saison haben wir bisher eine Hilfestellung leisten müssen.

Wie häufig müssen Sie sich selbst als Bademeister weiterbilden?
Regelmässig, damit wir auf dem aktuellen Stand und in Übung bleiben. Intern besprechen und üben wir immer wieder Aarerettungen.

Gibts Personengruppen, die besonders viele Probleme machen?
Nein, nicht direkt. Es fällt auf, dass sich Jugendliche gerne mal gegenüber den Erwachsenen beweisen möchten. Dann gibt es aber auch ältere Personen, die über die Stränge schlagen. Aber es bleibt im Rahmen und es gibt keine besonders spezielle Gruppe, die extrem auffälliger ist als andere.

Welche Gäste sind Ihnen am liebsten?
Alle. Wichtig ist einfach, dass für jede und jeden die Sicherheit gewährleistet ist – und der Spass im Bad.

Hat das Marzili an heissen Sommertagen weiterhin manchmal länger auf als geplant?
Möglich. Das entscheiden wir spontan je nach Situation und natürlich anhand des Wetters.

Wird die Saison im September verlängert, falls sich ein besonders warmer Herbst abzeichnet?
Nein, das wird nicht passieren. Das liegt daran, dass mein Team und ich auch für die Eisbahn im Weyerli zuständig sind. Diese soll ja pünktlich eröffnen und vielen Menschen Freude bereiten. Daher wird das Marzili wie geplant im September
schliessen.

Dennis Rhiel

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