Chris 15

Heiraten im Erlacherhof, Rasen für den Waisenhausplatz

Der Zytglogge, die Zollhäuser auf der Nydeggbrücke oder das Schwellenmätteli. Alles schöne, bekannte Wahrzeichen Berns. Doch die Stadt macht viel zu wenig daraus – das jedenfalls sagt Alexandre Schmidt, FDP- Politiker und Ex-Gemeinderat.

Der 49-Jährige stört sich an zugemauerten Treppen, Strom- oberleitungen und fehlenden Hinweistafeln. Konkret schlägt Schmidt zehn Massnah men vor, die seiner Meinung nach nicht einmal sehr viel Geld kosten würden.

Waisenhausplatz
«Der Platz ist heute verschenkt. Beleben wir diesen Teil der Altstadt endlich wieder! Machen wir aus dem Waisenhaus die Kunst-Adresse der Stadt! Mit einem neuen Haupt- eingang des Kunstmuseums gelingt deren Vergrösserung, die schon so lange angestrebt wird. Stellen Sie sich vor, der rechte Flügel des Waisenhauses würde den Galerien zur Verfügung stehen; ein Stockwerk im linken Flügel könnte den Werken der bekannten Berner Künstler Otto Meyer-Amden und Karl Stauffer gewidmet werden, die als Kinder hier aufwuchsen. Das mächtige Gitter wird entfernt und die Rasenfläche deutlich gegen vorne erweitert statt des äusserst hässlichen Bodens. Das Haus gehört der Stadt Bern. Der Mieter, die Polizei, kann gut in ihr eh frei werdendes Gebäude am Nordring ziehen, die Nähe zur Innenstadt wäre so sicher- gestellt, für die Altstadt reicht dafür ein neuer kleiner Posten aus. Der Verkehr? Unterirdisch durchs Parkhaus – alles schon da!»

Chris 3

La Fabrique de Chocolat in der Matte
«Bern ist die Welthauptstadt der Schokolade. In diesen alten Gebäuden startete der globale Siegeszug der Chocolat fin, wie man sie heute kennt. Deswegen bräuchte es hier eine Hinweistafel, einen Foto-Point, auf dem steht: ‹Liebe Gäste, haltet kurz inne und schaut dort hinüber. Denn da wurde jenes Produkt erfunden, das ihr so liebt.› Dort unten stand die erste Conchiermaschine, jenes Rührwerk also, das den schmelzenden Effekt der Schokolade überhaupt möglich macht. Aus Bern stammen weltberühmte Marken wie Lindt, Bloch, Wander und Tobler. Was machen wir daraus? Nichts. Ob das brüchige Objekt wieder renoviert werden soll, überlasse ich anderen. Aber eine Hinweistafel ist das Minimum.»

Chris 25

Ludothek beim Münsterplatz
«In dieser Ludothek befindet sich eine Wendeltreppe. Sie führt ganz tief runter bis in die Matte. Bloss ist der Ausgang dort zugemauert. Statt die Treppe nun öffentlich zugänglich und sie Teil von vielen Sonntagsspaziergängen zu machen, ist sie einfach zu und damit ungenutzt. Dabei wäre sie eine ideale Ergänzung für eine Tour de Bern von der Altstadt via die sanierten Englischen Anlagen hin zur Nydeggbrücke und wieder zurück in die Innenstadt. Dass die Treppe in der Nacht nicht einfach offenbleibt, kann ich nachvollziehen. Sie wäre für die Bevölkerung halt dann freigegeben, wenn auch die Ludothek geöffnet ist. Stundenweise. Wieso gönnen wir den Menschen diese Freude nicht?»

Chris 12

Schwellenmätteli
«Bern hat rund 140 000 Einwohnerinnen und Einwohner. In der Agglomeration wohnen zirka 250 000 Personen. Und von all jenen Menschen gibt es nur einen Einzigen, der an den diesen schönen Ort an der Aare überhaupt hindarf: der Schleusenwart. Obwohl sich die gesamte Verbindung zwischen Matte und Schwellenmätteli-Restaurant, nach dem Vorbild von Thun oder Genf, begehbar machen liesse – mit entsprechenden Sicherheitsmassnahmen natürlich. Glauben Sie mir: Die Leute würden in Scharen dahinströmen und zu Fuss über die Aareschwelle schlendern. Eine derartige Investition ist finanzierbar, der Steg steht ja bereits – und schon sind wir um eine grossartige Attraktion reicher. Ganz Bern würde davon profitieren – heute ist es nur der Schleusenwart.»

Chris 15

Zollhäuser auf der Nydeggbrücke
«Insgesamt existieren vier solcher Häuser, weil Personen, die von aussen her in die Stadt reinfahren wollten, hier früher tatsächlich einen Zoll entrichten mussten. Seither sind die Häuschen im Besitz der Stadt. Zwei davon sind glücklicherweise öffentlich zugänglich, die anderen beiden sind Bijou-Miethäuser. Würden sie originell umgestaltet und beispielsweise in eine Bäckerei oder in ein Boudoir-Café verwandelt werden – diese vier Zollhäuser hätten in sämtlichen Reiseführern ihren festen Platz und es würde über ihre Geschichte berichtet. Stattdessen herrscht hier Tristesse mit geschlossenen Fensterläden. Das darf nicht sein!»

Chris 24

Zytglogge
«Der Zytglogge-Turm hat logischerweise vier Seiten – und so sollte er folglich auch in Szene gesetzt werden. Doch Touristen lichten ihn immer nur von derselben Stelle ab, und zwar von Westen her Richtung Osten. Der Grund sind die «Wäscheleinen» von Bernmobil, wie ich sie nenne – also die Stromoberleitungen für Trams und Busse. Obwohl sich von der gegenüberliegenden Seite, vom grossen Platz aus, praktisch die gleichen hübschen Sujets anfertigen liessen wie von hier. Mit der heutigen Technologie ist es möglich, elektrische Verkehrsmittel bestimmte Streckenabschnitte ohne Strom fahren zu lassen. Man müsste Bernmobil nun den Auftrag geben, ihre Busse und Trams so zu ersetzen, dass es diese Leitungen nicht mehr braucht, dann hätte der Zytglogge-Turm endlich zwei beachtete Seiten.»

Chris 8

Gegenstromschwimmen
«Wir Berner sind zu Recht stolz auf unsere Aare. Allerdings wird in der Aare kein einziger Wettkampf ausgetragen. Innerhalb einer bestimmten Strecke liesse sich hingegen ein Gegenstromschwimmen organisieren. Es würde nicht der Schnellste gewinnen, sondern jene Person, die am längsten im Wasser bleibt. Er oder sie würde sich den Aarepreis holen. Je nach Strömung blieben die Wettkämpfer unterschiedlich lange in der Aare. Sämtliche Wettkampfschwimmer, die sonst immer nur 25 Meter hin- und wieder zurückschwimmen dürfen, hätten hier einen einmaligen Schauplatz. Bern Welcome würde das mit einem kleinen Budget locker hinkriegen.»

Chris 27

Zytgloggeturm
«Alles, was sich hinter dieser Türe befindet, steht der Bevölkerung zu. Wer die Turmuhr einmal von innen besucht hat, kann erahnen, wie es in einer Armbanduhr in etwa aussieht. Eigentlich müsste jeder Schüler, jeder Tourist, jeder Neuzuzüger einfach hier reinspazieren dürfen. Stattdessen ist die Türe stetig geschlossen. Es wird zwar auf eine Telefonnummer verwiesen – doch wer reserviert schon im Voraus? Hinzu kommt ein relativ teurer Eintrittspreis. Und, ja: Klar ist es drinnen eng, aber dieser Haken lässt sich mit einem Drehkreuz umgehen. Deswegen sage ich: Die Tür gehört ausgehängt, der Zutritt muss gratis erfolgen, subventioniert via Steuergelder. Das sollte uns solch ein Bijou mit einer der weltweit ältesten, noch funktionierenden Turmuhren wert sein.»

Chris 10

Bern als Sportstadt
«Dieses Jahr war die Formel E zu Gast in Bern, 2016 die Tour de France. Was ist davon übriggeblieben? Kaum etwas. Ausser, dass an einigen Stellen noch Bremsspuren sichtbar sind. Völlig zu Recht werden historische Plätze und Gebäude ausgewiesen. Doch weshalb erinnert nirgends eine Stele an die Euro08? Wieso ist der Zielstrich der Tour de-France-Etappe weggeputzt statt ergänzt mit einer Tafel, die ans Ereignis und den Sieger erinnert? Damit würde man nicht nur Hobby-Velofahrern eine grosse Freude bereiten. Warum ist es nicht möglich, sich im Bremgartenwald auf Spurensuche nach der legendären Formel-1-Strecke der 50er-Jahre zu begeben? Etwas mehr Erinnerungskultur an solche Anlässe wäre schön.»

Tdf

Erlacherhof
«Hieronymus von Erlach, für den das Gebäude erbaut wurde, foutierte sich um sämtliche Bauordnungen. Er verzichtete – zunächst – auf Lauben, baute hohe Zimmer und installierte sich hier einen Ehrenhof; der einzige in der Altstadt übrigens. Doch er ist geschlossen. Wer die Altstadt beleben möchte, sollte hier ein Café einrichten. Im Sommer würden in einem einmaligen Ambiente Openair-Konzerte stattfinden. Selbstverständlich will ich Stadtpräsident Alec von Graffenried nicht von seinem Sitz vertreiben – nur gehört der gesamte Hof nicht dem Stapi, sondern der Bevölkerung. Der Kompromiss: Am schönsten Tag des Lebens wird der schönste Garten der Stadt zugänglich. Man könnte, sagen wir jeden Freitag, im sonst unbenutzten Sitzungszimmer des Gemeinderates den Bund der Ehe schliessen. Es gäbe prächtige Hochzeitsparaden durch die Altstadt mit positiven Auswirkungen für die ansässigen Restaurants. Auf zahlreichen Nachttischen würden Fotos dieses wunderbaren Gartens stehen und so quasi Gratiswerbung für das Unesco-Weltkulturerbe betreiben. Wäre der Andrang grösser als der verfügbare Platz, wird halt per Los darüber entschieden, wer hier heiraten darf.»

3f70c88a 0fea 4bf8 Ba29 823c01ebca4f

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge