Ursula Nold ist neue Migros- Präsidentin. In ihrem ersten grossen Interview sagt die Bernerin, was sie verändern will und welchen Einfluss ihr Amt überhaupt mit sich bringt.
In wenigen Tagen feiern Sie Ihren 50. Geburtstag, ist die Wahl für Sie eine Art Geburtstagsgeschenk?
Diesen runden Geburtstag werde ich zusammen mit meinem Mann und meinen vier Kindern gebührend feiern. Die Familie und vor allem auch die Tatsache, dass wir alle gesund sind, das sind meine wichtigsten Geschenke. Die Wahl zur Migros-Verwaltungspräsidentin und meine anderen beruflichen Engagements sind eine andere Sache.
Ihre Wahl schien vor einem Monat noch in weiter Ferne, da ihre Gegenkandidatin Jeannine Pilloud die Unterstützung des Evaluationsgremiums, der Verwaltung und des Büros der Delegiertenversammlung hatte. Haben Sie trotzdem immer an Ihre Chancen geglaubt?
Ich habe während des gesamten Wahlprozesses unglaublich viel Unterstützung erlebt und wurde von verschiedensten Leuten ermutigt, meine Kandidatur aufrecht zu erhalten. Dieser Support war überwältigend und hat mir während des ganzen Wahlprozesses immer wieder frische Energie verliehen. Ich habe stets daran geglaubt, dass ich die Anforderungen an dieses Amt erfülle. Hätte ich nicht an meine Chance geglaubt, hätte ich mich nicht zur Wahl gestellt.
Die Delegierten haben Sie überaus deutlich gewählt, ist das ein Sieg für die Migros-Basis?
Die Delegierten hatten die Auswahl zwischen zwei kompetenten Kandidatinnen und haben diese demokratische Ausgangslage geschätzt. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite habe ich die Wahl nie als Auseinandersetzung zwischen Basis und Spitze empfunden. Es war ein fairer Wahlkampf. Nun geht es darum, die Migros gemeinsam weiterzuentwickeln, damit sie auch in Zukunft erfolgreich ist.
Wird sich die Migros verändern, wenn Sie im Juli ihr Amt antreten?
Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Migros den eingeschlagenen Weg der Transformation mit Kraft und Überzeugung gehen wird, aber nicht ohne Rücksicht auf die Werte, die sie stark gemacht haben. Nicht verhandelbar sind für mich beispielsweise Werte wie Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit, der genossenschaftliche Grundgedanke sowie die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden.
«Wenn ich Frauen mit meinem Werdegang Mut machen kann, stellt mich das auf.»
Der ehemalige legendäre MGB-Chef Jules Kyburz, früher auch langjähriger Geschäftsleiter der Migros Bern, warb für Sie mit dem Spruch «Dutti hätte Ursula Nold gewählt». Ein besserer Wahlslogan aus berufenem Mund wäre kaum möglich gewesen?
Die Unterstützung von Jules Kyburz hat mich berührt und gefreut. Jules Kyburz hat in der Migros Grossartiges geleistet und seine Einschätzung ehrt mich.
Bleiben Sie weiterhin in Köniz wohnhaft?
Ich werde auch in Zukunft in Köniz wohnen. Unsere Familie ist hier verwurzelt. Zudem ist die Lebensqualität in der Region Bern hervorragend. Ich mag die zentrale Lage, das vielfältige kulturelle Angebot, aber auch die Nähe zur Natur.
Welche Berner Eigenschaften bringen Sie in den MGB?
Ich sehe mich als offene, integre und bodenständige Persönlichkeit mit starkem Interesse an zukünftigen Entwicklungen. Wenn dies typische Berner Eigenschaften sind, dann bringe ich diese gerne als solche in der Migros ein.
Welchen Einfluss haben Sie überhaupt in ihrem neuen Amt?
Als Präsidentin der Verwaltung wird es meine Aufgabe sein, mich zusammen mit den Mitgliedern der Verwaltung und der Generaldirektion dafür einzusetzen, die Strategie und damit die geschäftlichen und ideellen Ziele der Migros festzulegen und deren Umsetzung kritisch zu begleiten. Ich sehe mich dabei insbesondere als konstruktive Sparring-Partnerin und werde die operativ Verantwortlichen sicherlich auch herausfordern.
Werden Sie sich mehr einbringen als Ihr Vorgänger?
Unser beruflicher und persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich, allein deshalb werde ich meine Arbeit anders interpretieren als dies Andrea Broggini getan hat.
Als vierfache Mutter haben Sie eine beeindruckende Karriere hingelegt.
Danke für die Blumen. Wenn ich Frauen oder insbesondere jungen Müttern mit meinem beruflichen Werdegang Mut machen kann, stellt mich das auf. Ich hatte die Chance, Familie und Beruf stets auf eine sinnvolle Art und Weise miteinander vereinbaren zu können. Für einige junge Frauen bin ich deshalb auch ein Vorbild, was ich schön finde. Ich muss aber fairerweise sagen, dass mich mein Mann immer unterstützt und ermuntert hat, meinen beruflichen Weg mit Leidenschaft und Einsatz zu gehen und wir ein optimales Betreuungsumfeld hatten.
Wo kaufen Sie ein? Nur in der Migros Köniz?
Das ist tatsächlich meine Stammfiliale. Ich schätze vor allem die überaus engagierten Mitarbeitenden und das vielfältige Frische-Sortiment. Sie können sich vorstellen, dass eine sechsköpfige Familie doch einiges an Lebensmitteln benötigt. Da ist die Migros in Köniz schon fast unersetzlich. Aber ich nutze auch
andere Migros-Kanäle. Seit Denner stark auf Nachhaltigkeit setzt und IP-Suisse-Produkte führt, bin ich auch dort regelmässig anzutreffen. Oder bei Globus, wenn es einmal etwas Spezielles sein darf. Ich bin aber auch Kundin bei Digitec, im Fitnesscenter Flowerpower oder bei Hotelplan. Sie sehen also, die Migros-Gemeinschaft deckt meine alltäglichen Bedürfnisse optimal ab.