Wenn einer Zürcher ist, dann er: Bligg. Mundartrapper, Musiker, Hitsänger. Könnte man meinen. Doch der 41-Jährige hat mit Bern viel mehr am Hut als man denkt.
Bligg, Hand aufs Herz: Wir hätten gerne deine ehrliche Meinung zu Bern.
Weisst du, als Zürcher interessiert mich dieses ganze Zürich-Bern-Ding gar nicht. Das hört man ja in Songs wie «MundART» auch deutlich. Wir sind ein so kleiner Platz auf der Welt, da lohnt es sich doch gar nicht, über die paar Kilometer Distanz zu reden. Ich persönlich kenne keine Grenzen. Zu deiner Frage: Bern hat eine wichtige Rolle in meinem Leben und meiner Karriere, die eine oder andere Platte habe ich komplett in Bern aufgenommen, ich bin mit der Stadt sehr vertraut, einen meiner ersten Live-Auftritte als Bligg habe ich in der Reithalle gespielt. Bern hat mich immer mit offenen Armen empfangen. Ich war der erste Musiker, der 2004 auf dem neu gestalteten Bundesplatz auftreten durfte.
Hast du dich schon mal in eine Bernerin verliebt?
Das nicht, es gab aber die eine oder andere Bernerin, die sich quasi durch mein Leben gezogen hat (lacht). Eine lustige Geschichte dazu habe ich aber: 2012, als ich im Rahmen der Brass aber Herzlich Tour mit der Youngblood Brass Band (USA) zwei Wochen lang durch die Schweiz tourten, hat sich der Trompeter Charley Wagner in eine Bernerin verliebt und wohnt heute in Bern.
Wir bemühen nun das ewige Klischee der arroganten Zürcher.
Klar, dieses Klischee hörst du oft, persönlich kann ich damit aber nichts anfangen, wenn schon, spiele ich in meinen Texten damit. Die Geschichte mit den langsamen Bernern wie auch andere Klischees erleben mit dem Internet respektive den Memes derzeit sowieso eine Art Reunion. Insgesamt haben wir aber innerhalb dieser kurzen Ost-West-Distanz St. Moritz – Genf ein so buntes Mindset an Kultur und Dialekten – das ist doch die grosse Stärke unseres Landes.
Hast du den Vorwurf selber schon gehört?
In meinem Job als Musiker sind viele Journalisten und Fans zu mir gekommen und haben gesagt: «Bligg, bei dir ist das ganz anders, du bist nicht so typisch Zürich.» Das hat wohl auch mit dem Fakt zu tun, dass ich lange im Zürcher Oberland gewohnt habe und nicht so diesen grellen Dialekt rede. Ausserdem bin ich sehr oft mit Berner Jungs unterwegs, etwa ein Drittel der gesamten Crew besteht aus Bernern. Also ziemlich viele Leute (lacht).
Wo hältst du dich in Bern am liebsten auf?
Das kommt auf die Umstände drauf an. Um ein wenig Zeit mit einer Frau zu verbringen, ist die Aare sicher ein romantischer Platz. Ausserdem fische ich privat sehr gerne und gehe dazu an die Seen im Berner Oberland. In Bern gefällt mir die Altstadt, auch die Ecke rund um die Reithalle mit ihrem speziellen Groove. Die Matte empfinde ich als heimelig. Und in Bern habe ich immer den Eindruck, dass der Dunst von Legenden in den Gassen hängt, wie etwa jener von Polo Hofer. Musikalisch mag ich Mani Matter, der ja Berndeutsch geredet respektive gesungen hat.
Stichwort: Eleganz. Bern hat Style.
Egal, ob musikalisch oder auf die Kleider bezogen, Bern ist einer der stylischsten Kantone der Schweiz. Und ich rede nicht von High-end-Brands, sondern vom typisch Schweizerischen.
Bligg, bitte vervollständige zum Schluss diese zwei Sätze. Mein Morgenritual ist …
… zuerst Zähneputzen, dann ein Glas Wasser und einen Kaffee.
Mein Lieblings-Schattenplatz im Sommer liegt …
…in meinem Studio. Dort ist es angenehm kühl.
Yves Schott