Machen Kohlenhydrate wirklich dick? Wie viel Fleisch ist noch gesund? Ernährungsberaterin Katja Uhlmann SVDE räumt mit gängigen Essens-Mythen auf.
Wie gefährlich sind Fett und Zucker denn nun wirklich?
Unser Körper benötigt Fette – natürlich kommt es auf die Menge und Qualität an. Eine gute Fettqualität haben zum Beispiel Nüsse und pflanzliche Öle wie Rapsöl oder Olivenöl. Zucker gehört zu den Kohlenhydraten und ist für unseren Körper ein Energielieferant. Auch hier kommt es auf die Menge an und aus welchen Lebensmitteln der Zucker stammt. Süsse Snacks enthalten häufig grössere Mengen Zucker und liefern wenig weitere Nährstoffe. Anders hingegen bei Obst, dieses enthält neben Fruchtzucker zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsfasern.
Wie häufig darf man also Pommes und Kuchen essen?
Die Lebensmittelpyramide liefert sicherlich eine gute Orientierungshilfe, wie viel von welchen Lebensmitteln empfohlen ist. Pro Tag wird zu drei Portionen Stärkebeilagen, dazu gehören Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte geraten. Dabei gilt Abwechslung zwischen den Stärkebeilagen und möglichst in Form von Vollkornprodukten. Es dürfen als Stärkebeilage auch mal Pommes sein. Natürlich spielt die Zubereitung eine Rolle. Selbst zubereitete Pommes aus frischen Kartoffeln und im Backofen mit etwas Öl gebacken sind weniger fettreich als frittierte Pommes. Wie viel wovon, hängt aber auch von den individuellen Lebensumständen ab: Ein Bauarbeiter benötigt eine grössere Portion Stärkebeilagen als eine Person, die im Büro arbeitet. Noch zum Kuchen – süsse und salzige Snacks gehören zur Pyramidenspitze. Die Empfehlung ist hier: massvoll, etwas Kleines pro Tag.
Wer abnehmen will, greift häufig auf Low-Carb-Ernährung zurück. Empfehlen Sie diese Art von Essen?
Auf Kohlenhydrate generell zu verzichten oder diese stark einzuschränken, wird nicht empfohlen. Stärkebeilagen und Früchte enthalten nebst Kohlenhydraten zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsfasern.
Ich mag am Sonntagmorgen gerne Züpfe, Anke und Konfitüre. Muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben?
Nein, das ist übrigens auch mein Sonntagszmorge (lacht). Essen sollte nicht mit einem schlechten Gewissen in Verbindung stehen! Gegen ein Stück Züpfe und etwas Butter und Konfitüre ist kaum etwas einzuwenden.
Sie sagen aber: ein Stück – nicht drei oder vier!
Ein zweites – okay. Vielleicht nicht gerade vier. Möchte jemand Gewicht reduzieren, könnte es durchaus ein Ansatz sein, die Züpfe wegzulassen und durch ein Stück Vollkornbrot zu ersetzen. Oder man ersetzt etwas anderes, dass einem leichter fällt.
Gibt es gute und schlechte Kalorien?
Ich würde es anders formulieren. In der Ernährung geht es nicht nur um Kalorien: Protein zum Beispiel ist unter anderem Bestandteil unserer Muskeln und Haut. Es kommt eher darauf an, aus welchen Lebensmitteln die Kalorien stammen. Süssgetränke etwa liefern dem Körper ausser Kalorien in Form von Zucker keine weiteren Nährstoffe. Zudem wird der Zucker schnell ins Blut aufgenommen – es kommt zu einem schnellen Anstieg und schlussendlich wieder Abfallen des Blutzuckers. Dadurch kann ein Hungergefühl ausgelöst werden. Ein Stück Pizza andererseits, die ja ebenfalls viel Kalorien liefert und deshalb oft als ungesund bezeichnet wird, in Kombination mit einem Randensalat sättigt und liefert nicht nur Kalorien sondern auch weitere Nährstoffe. Wobei eine ganze Pizza beim Italiener durchaus mal drinliegt.