Die Sanierung war überfällig. Nun eröffnet der Bueber am 8. Juni nach rund acht Monaten Bauzeit. Die Arbeiter standen teilweise vor wirklich happigen Aufgaben.
Vielleicht gibt es einen kurzzeitigen Ansturm. Das Neue will schliesslich ausprobiert sein. Und möglicherweise sieht man im neuen, drei Meter tiefen Kanal an einem heissen Sommertag ja sogar mal das Wasser vor lauter Menschen nicht mehr. Der Bueber jedenfalls, er dürfte sich in den kommenden Monaten deutlich grösserer Beliebtheit erfreuen als in der Vergangenheit.
See in einem desolaten Zustand
Kunststück? Nein. Rückblende: Das Seeli wurde 2015 gesperrt. Zu gross damals die Schäden, zu gefährlich die Situation für Badende. «Wäre jemand reingefallen, hätte die Gefahr bestanden, dass diese Person steckenbleibt», erklärt Stadtbaumeister Thomas Pfluger und Verantwortlicher der Sanierung. Der Schlamm war bis zu zweieinhalb Meter dick. «Die Hochwasser von 1999 und 2005 waren in dieser Hinsicht ein Beschleuniger», sagt Pfluger. Sie hätten durch ihre Wucht sowie das mitgeführte Material das verschlackte Bueber-Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. In den letzten Jahren habe sich der See in einem desolaten Zustand befunden. «Was mir grundsätzlich zu denken gegeben hat, ist, dass wir einen Teil des Marzilis aus Gründen der Baufälligkeit schliessen mussten.» Seit Oktober wurde der Bueber daher für knapp sechs Millionen Franken umgebaut. Auf den 8. Juni ist die offizielle Wiedereröffnung geplant – rund 40 Tage später als geplant und nicht ganz zeitgleich mit dem offiziellen Start der Marzili-Saison am vergangenen Samstag.
Endlich keine aufgeschlagenen Füsse mehr
«Wäre jemand reingefallen, hätte die Gefahr bestanden, dass diese Person steckenbleibt.»
Denn es gab Probleme mit der alten Mauer des Sees. Sie konnte nicht, wie zunächst erhofft, einfach nur saniert werden; eine komplette Neubetonierung war vonnöten. «Zudem haben wir es hier schlicht mit einer komplexen Baustelle zu tun», ergänzt Projektleiter Thomas Kaspar. Nun also: alles frisch. Ein zeitgerechter Ausstieg, der «Wurmfortsatz» des alten «Löifu», wie es Pfluger nennt. Ein neuer, deutlich breiterer Auswasserungsplatz hinten bei den Pontoniers. Und dann eben der neue Kanal, der direkt von der Aare in den Bueber führt, kurz vor der letzten grossen Treppe. Aufgeschlagene Füsse dürften, zumindest an dieser Stelle, der Vergangenheit angehören. Vor allem soll der Einlauf für eine bessere Durchströmung und ergo zu weniger Ablagerungen am Grund führen. Bei Hochwasser wird der Kanal ausserdem durch eine Schleuse geschlossen. Die alten, baufälligen Duschen an der Aareseite verschwinden und werden durch neue ersetzt, die sich in der Nähe des Ausstiegs befinden. Und sollte sich die Stadt dereinst tatsächlich dazu entscheiden, den alten Aarelauf tatsächlich wieder freizulegen, könnte das Bueberseeli relativ einfach erweitert werden.
Der Stapi soll zuerst rein
Bloss: War der Ort nicht mal Männerterritorium? So wie am anderen Ende des Bades die Frauen über einen Ruheplatz verfügen? Vom «Paradiesli» mal ganz abgesehen? Men only – tempi passati. Gendergerechtigkeit à la Bueber. Andererseits dürften eintreffende jüngere Badenixen bei den älteren maskulinen Stammgästen kaum für laute Proteste sorgen. Wer den neuen Schwimmkanal eröffnen soll? «Wir fragen vielleicht mal den Stadtpräsidenten», scherzt Thomas Pfluger. Der Sommer kann kommen.
Yves Schott
«Ihr seid ‹armi Cheibe›!»
Sandee, Ihr Hit «Marzili» liegt rund zehn Jahre zurück. Werden Sie nach wie vor auf diesen Titel angesprochen?
Ab und zu, ja. Gerade, wenn es in einem Gespräch um dieses Thema geht.
Spielen Sie den Song auch bei Ihren Konzerten noch?
Natürlich. Momentan ist es der letzte Track vor der Zugabe.
Wie häufig sind Sie selbst im Marzili anzutreffen?
Seit ich im Oberland wohne, seltener als früher. Letztes Jahr war ich aber doch ein paar Mal da, zum ersten Mal übrigens mit meinem damals 6-jährigen Sohn. Wir sind zusammen – in Begleitung eines Rettungstau – chers – von der Schönaubrücke gesprungen. Ein wirklich tolles Erlebnis.
Sie mögen es also gerne heiss?
Unbedingt!
So wie letztes Jahr?
Perfekt! Obwohl: Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass die Temperaturen nicht mehr ganz so hoch sein müssen. Früher war ab 35 Grad super, mittlerweile finde ich 30 Grad perfekt.
Was macht das Marzili denn überhaupt aus?
Es ist einfach eine coole Badi. In der Aare zu schwimmen und dabei das Bundeshaus anzuschauen… und dann die Atmosphäre, dieses Schaulaufen. Das Marzili entspricht diesem typischen Badi-Groove weniger. Man ist ständig irgendwie in Bewegung und liegt nicht so häufig am eigenen Platz.
Wie sieht es mit den Badis in Wimmis, Ihrem Wohnort, aus?
In Spiez hat es ein Seebad mit Rutschbahn. Mein Sohn würde aber wohl tendenziell eher die Aare auswählen.
Ihre Lieblingsstrecke?
Aareböötle ab Thun. Eine schöne Strecke mit vielen, hübschen Plätzen.
Sie sind also Warmduscherin und schauen das Wasser lieben aus der Distanz an.
Oh nein, ich bade gerne, jedoch erst ab 17 Grad. Tauchen muss hingegen bei diesen Temperaturen nicht sein (lacht).
Und wenn Sie wünschen könnten?
21 Grad!
Werden Sie im Marzili eigentlich erkannt?
Selten. Wenn ich die Haare zusammengebunden habe, Hut und Sonnenbrille trage, kommt kaum jemand auf die Idee, dass ich Sandee bin. Und wenn, dann schauen sie nur. Die wenigsten sagen wirklich etwas.
Schweizer sind ja sehr zurückhaltend. Was möchten die Leute denn überhaupt von Ihnen?
Meistens Selfies. Oder sie sagen mir, was ihnen meine Musik bedeutet.
Haben Sie jemals im Marzili geflirtet?
Nein, nie. Was aber wohl auch damit zu tun hat, dass ich kaum je alleine hier bin. Auf der Suche bin ich sowieso schon lange nicht mehr (lacht).
Der Bueber wurde saniert und ist nun auch für Frauen offen, da der Schwimmkanal allen zur Verfügung steht. Sind Frauen- und Männerabteile überhaupt noch zeitgemäss?
Für die, die es mögen, ist es doch schön, dass es so etwas gibt. Und die anderen müssen da ja nicht hin.