Miss Museumsnacht hat mal wieder viel zu tun

Sie wacht über rund 40 000 Menschen: Silvia Müller ist Projektleiterin der Berner Museumsnacht. Ein Besuch in ihrem Büro an der Brunngasse.

Bald strahlen sie alle wieder: das Einstein-Haus, das Naturhistorische Museum, der Käfigturm. Das Bundeshaus sowieso. Silvia Müller hingegen mag den hellen Schein des Rampenlichts eher weniger. Wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sich die Projektleiterin der Berner Museumsnacht gerne im Hintergrund halten. «Wollt ihr nicht auch meine Mitarbeiterinnen fotografieren, sie tragen zum Anlass mindestens genau so viel bei wie ich?», fragt sie den Bärnerbär-Fotografen beim Interview-Termin in ihrem heimeligen Büro samt gigantischem NashornKopf an der Brunngasse. Natürlich wird diesem Wunsch entsprochen.

Über 100 000 Eintritte
Zum 16. Mal findet der Event bereits statt. Der Anfang jedoch, er sei harzig gewesen, sagt Müller: «Wir haben als ziemliche Greenhörner angefangen. Niemand glaubte eigentlich daran, dass solch ein Anlass in Bern möglich ist.» Es habe Museumsdirektoren gegeben, die damals befürchtet hätten, die Besucher müssten vor den jeweiligen Lokalitäten anstehen und warten. «Dabei ist das doch das Schönste, das einem Museum passieren kann», erzählt Müller mit einem Schmunzeln. Längst hat die Veranstaltung indes ihren festen Platz in der Berner Kulturagenda. Über 100000 Eintritte werden jeweils verzeichnet – und da jede Person etwa drei verschiedene Häuser besucht, sind es zwischen 30000 und 40000 Menschen, die sich an der Museumsnacht ein Ticket kaufen. Weiter wachsen möchte Silvia Müller nicht, die Projektleiterin lebt nach dem altbekannten Motto: Qualität vor Quantität. «Wir wollen nicht zu einem Kleinkunstfestival werden. Es gibt ständig Anfragen, ob es möglich sei, irgendwo einen Stand aufzumachen oder Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen.» Doch das würde nicht in das Konzept der Museumsnacht passen. «Das Ziel ist es, Schwellenängste abzubauen; und wir wollen zeigen, dass ein Museum schon seit langem keine verstaubte Einrichtung mehr ist.» Bereits jetzt gehe man gegen Trittbrettfahrer vor, die in dieser Nacht ebenfalls ihre Türen öffnen und damit vom populären Fest profitieren möchten. «Hier werden wir von der Gewerbepolizei sehr gut unterstützt, indem solche Gesuche dann nicht bewilligt werden.»

Angebote für Junge
Aufstockung nein, Innovation ja: Natürlich wollen die Organisatoren der Museumsnacht dem Publikum stets etwas Neues bieten, um sie in die Innenstadt, an den Helvetiaplatz oder an einen anderen der rund 40 Schauplätze zu locken. «Jüngeren Menschen bieten wir zum ersten Mal in diesem Jahr für fünf Franken ein Bändeli an, mit dem sie erst ab Mitternacht in die Museen reinkommen. Zudem haben das Alpine Museum mit der Berg-Disco sowie die Jazzlounge im Bundeshaus bis morgens um 3 offen», erklärt Müller. Selbstverständlich ist sie an ihrer Nacht der Nächte ebenfalls unterwegs. Ihre Funktion als Projektleiterin sei allerdings mit einem Wermutstropfen verbunden, verrät die Frau mit den vier Grosskindern: «Mit dem Präsidenten des Vereins Museen Bern besuche ich verschiedenste Institutionen. Wir haben aber nie Zeit, einen Event wirklich anzuschauen.» Ins Bett komme sie frühestens um 4 Uhr morgens, sagt Müller. Und fügt mit leichtem Bedauern an: «Ausschlafen liegt aber nicht drin: Am nächsten Morgen warten im Hotel Bellevue die Sponsoren und von weit her gereiste Gäste auf uns.»

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