Ja, er ist verliebt in diese Stadt. Deshalb hat Stadtpräsident Alec von Graffenried nun ein Buch geschrieben. Der Inhalt: 77 Erlebnistipps für all jene, die Bern durch eine andere, durch «seine» Brille sehen möchten.
Die Dampfzentrale, die Orangerie und der Helvetiaplatz. Das Kornhaus, das Marzilibähnli und das Café Postgasse. Oder dann die Junkerngasse, das Stade de Suisse und – natürlich – die Aare. All diese und noch viele weitere Bauwerke, Einrichtungen, Orte, Flüsse oder Transportmittel findet man in «Mein Bern», dem neuen Buch von Stadtpräsident Alec von Graffenried. 77 Erlebnistipps sind hier zusammengefasst für all jene, «die Bern schon kennen und die Stadt durch eine andere, durch meine Brille, ansehen möchten», wie der 55-Jährige in seinem Büro im Erlacherhof erklärt.
Jeden Kieselstein umgedreht
Eigentlich nur logisch, dass jemand, der «in der Aare praktisch jeden Kieselstein umgedreht und an jeder Strassenecke schon mal was erlebt» hat, wie von Graffenried in seinem Vorwort schreibt, nun seine Eindrü- cke und Erkenntnisse weitergeben möchte. Von Annette Weber vom Werd und Weber Verlag stamme
«Ja, ich bin verliebt in diese Stadt.»
die Idee, präzisiert der Stapi im Gespräch mit dem Bärnerbär. Und so streifte er zusammen mit Hans Amrein, der für die Fotos verantwortlich zeichnet, vom Lischetti-Brunnen in die Matte oder vom Gymnasium Neufeld zum Alten Schlachthaus.
Bern, das ist von Graffenrieds Zuhause, seit jeher. Seine geliebte Heimat. Wenn er von ihr spricht, gerät der Stapi, wie könnte es anders sein, ins Schwärmen. «Was diese Stadt so spannend macht, ist, dass sie historisch gewachsen ist, Geschichten bereithält und man diese auch entdecken kann.» Er erwähnt unter anderem den verheerenden Brand von 1405, in dessen Folge das Rathaus seinen heutigen Standort fand. Nicht zuletzt auch deswegen prägt seither der Sandstein das Berner Stadtbild. Geschichte, in die Gegenwart überführt.
Von Rom, Paris und New York
«Es ist das Privileg eines Stadtprä- sidenten, eine Stadt, die man schon gut kennt, noch viel besser kennenzulernen», fährt von Graffenried mit einem Lächeln fort. Dass in Bern nix los sein soll, wie auch schon provokativ angemasst wurde, erlebt der Familienvater ganz anders: «Es ist unglaublich, wie viele Vereine, Events und Zusammenkünfte in Bern stattfinden, ich muss etwa drei Viertel der Einladungen absagen. Das Potenzial scheint unerschöpflich.»
Aus all dem schwingt heraus: Von Graffenried ist ein Bern-Patriot. «Ja, ich bin verliebt in diese Stadt», sagt er vergnügt, aber nicht ohne Stolz. Stolz, das darf und muss er ja irgendwie sein. Doch der GFL-Politiker kann sein Herz durchaus für andere Metropolen erwärmen. So viel City-Fremdgehen sei in diesem Zusammenhang erlaubt. Zürich erwähnt er namentlich. «Meine Frau kommt von dort.» Und dann auch Rom, Paris und New York. «Ich hätte mir gut vorstellen können, längere Zeit dort zu bleiben.» Heidelberg und Frankfurt komplettieren die Aufzählung.
Dann springt das Gespräch jedoch schnell wieder zurück auf das, was der Stadtpräsident quasi vor seiner Haustür findet: das Theater Matte, den Bremgartenwald, das Haus der Religionen. Bern, seine Stadt. Die Aare, in der er sich in der wärmeren Jahreszeit so gerne abkühlt. Die Altstadt, die von Graffenried als «Gesamtkunstwerk» bezeichnet. Weit weg scheinen da die etwas schattigeren Seiten der knapp 140000 Einwohner zählenden Gemeinde: das Littering etwa, das achtlose Wegwerfen von Abfall in der Öffentlichkeit. Ein Phänomen, von dem er sagt: «Das verstehe ich einfach nicht.»
Ein zweiter Band?
Diese 77 Tipps also, für von Graffenried sind es viel zu wenig. «Ich komme wohl nicht um einen zweiten Band herum», flachst er. Einen Titel hätte er auch schon im Kopf: «Noch 300 Erlebnistipps des Stadtpräsidenten». Er hätte dann wirklich jeden Kieselstein umgedreht.