Noch ein paar Tage, dann ist Schluss: Am 30. Juni schliesst das Hallenbad Mubeeri seine Tore. Für immer. Schade, findet SVP-Politiker Thomas Glauser. Aus seiner Sicht wäre eine Rettung möglich gewesen.
Thomas Glauser, sind Sie traurig, dass das Mubeeri Ende Juni schliesst?
Definitiv, ich finde die ganze Sache schon tragisch. Bern will eine Sportstadt sein und macht dann ein Bad mitten im Zentrum dicht.
Die Schliessung wurde nötig: In der Vergangenheit war etwa die Decke undicht, Rohre zerbarsten. Zudem stand der Keller mehrfach unter Wasser.
Das Mubeeri war ja nicht das einzige Bad, das saniert werden musste. Ins neue Weyermannshaus zum Beispiel wurde ebenfalls massiv Geld investiert – man hat es ein wenig redimensioniert, was finanzielle Gründe hat und auch richtig ist. Das Hallenbad am Hirschengraben hingegen wurde einfach vernachlässigt. Gleichberechtigte Behandlung sieht anders aus!
Wieso sollte die Stadt das Mubeeri diskriminieren?
Das frage ich mich auch. (Macht eine Pause) Man hätte eine Lösung finden können, ja sogar müssen. Nun dürfen die Menschen aus Bümpliz oder aus dem Weissenbühl für die neue Schwimmhalle durch die ganze Stadt pilgern, um sich abzukühlen. Hier geht ein Juwel verloren, das es so nie mehr geben wird.
Sie übertreiben.
Nein, überhaupt nicht! Ich meine: Dass die Stadt angesichts der tiefroten Zahlen sparen muss, ist nachvollziehbar. Bloss: Für viele andere Dinge scheint Geld im Überfluss vorhanden, denken Sie an die bevorstehende Frauenfussball-EM.
Sie vergleichen Äpfel mit Birnen.
Ich bin überzeugt, dass es möglich gewesen wäre, auf privater Ebene Sponsoren zu finden, die das Mubeeri unterstützt und damit gerettet hätten. Aber es ist natürlich deutlich lukrativer, sich für einen Event wie die EM einzusetzen als ein marodes Quartierbad zu unterstützen. Kommt hinzu, dass die Europameisterschaft nur wenige Wochen dauert – dann ist der Spuk schon wieder vorbei. Eine reine Momentaufnahme. Ist das nachhaltige Politik? Lieber pumpt man die FIFA um Geld an.
Sie kritisieren den Gemeinderat?
Aus meiner Sicht wäre es möglich gewesen, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen. Bloss man hat hier schlicht zu früh aufgegeben. Für mich schwierig nachzuvollziehen.
Können Sie der neuen Schwimmhalle im Neufeld gar nichts Positives abgewinnen?
Doch, selbstverständlich. Das geplante 50 Meter lange Becken ist toll, dafür will ich der Stadt sogar ein Kränzchen winden. Und ich bin absolut dafür, jungen Menschen genug Möglichkeiten zu bieten, Sport zu treiben. Namentlich in einer Stadt, wo Naherholungsmöglichkeiten manchmal etwas weiter weg liegen. Ich bin ja nicht gegen die neue Schwimmhalle – ich bedaure schlicht zutiefst die Schliessung des Mubeeri. Deshalb habe ich diesbezüglich ein lachendes und ein weinendes Auge.
Wie oft besuchten Sie selbst eigentlich in den vergangenen Jahren ins Mubeeri?
Immer mal wieder, obschon ich die Freibäder bevorzuge und ein Aare-Fan bin.
Yves Schott
Vom Mubeeri zur Schwimmhalle Neufeld
1927 öffnet das Mubeeri erstmals seine Tore – damals unter dem Namen Hallenschwimmbad Sommerleist. 1939 folgte die Erweiterung, wobei explizit auf «ästhetisch wirkungsvolle Dispositionen» verzichtet wurde, wie es in einem Zeitungsbericht von damals heisst. 2011 entschied der Berner Gemeinderat, das Hallenbad Hirschengraben, wie die Anlage offiziell heisst, zu schliessen, da es sich in einem schlechten baulichen Zustand befand. Die erwarteten Sanierungskosten von 36 Millionen Franken für eine Totalrenovation würden sich schlicht nicht lohnen, so die Begründung. Die damalige Finanzdirektorin Barbara Hayoz (FDP) sagte dem «Bund» aber auch: «Falls ein Investor kommt und sagt: ‹Ich betreibe das Bad weiter›, wird sich der Gemeinderat nicht dagegen wehren.» Der Investor blieb allerdings aus – und selbst die knapp 2500 Unterschriften, gesammelt von einer Gruppe von Architekten, Künstlerinnen und Heimatschützern, die 2013 dem Stadtschreiber übergeben wurden, halfen ebenfalls nichts: Die Schliessung des Mubeeri war beschlossene Sache.
Am 17. November 2019 sagten Berns Stimmberechtigte deutlich Ja zu einem 75-Millionen-Kredit für den Bau der Schwimmhalle und die Neuanordnung der Sportanlagen im Neufeld, nachdem zuvor auch das Gaswerk-Areal als neuer Standort diskutiert wurde. Die Eröffnung der neuen Schwimmhalle ist für Ende September geplant, das Mubeeri schliesst am 30. Juni.
PERSÖNLICH
Thomas Glauser, Jahrgang 1973, wurde in Bern geboren. Er ist ausgebildeter Landwirt, Unternehmer und KMU-Berater bei einer Versicherung. Zudem ist er seit 2019 Stadtrat der SVP und Mitglied der Geschäftsprüfungskommission der Stadt Bern. Glauser ist Vize-Schulkommissionspräsident von Bern-Bethlehem.
IN EIGENER SACHE
Geplant war an dieser Stelle ursprünglich eine Reportage zur bevorstehenden Schliessung des Mubeeri. Die Stadt Bern verweigerte dem Bärnerbär jedoch einen Termin im Hallenbad und verunmöglichte damit auch ein Interview mit dem zuständigen Anlagenchef Paul Tanner – man verwies auf den offiziellen «Point de presse» Ende dieser Woche. Dieser war für den Bärnerbär allerdings keine Option: Pressetermine mit aktuellem Inhalt, der kurze Zeit später in sämtlichen Medien zu lesen ist, macht für eine Wochenzeitung keinen Sinn. Da die Stadt dem Bärnerbär keine vernünftige Alternative anbieten konnte, entschied sich die Redaktion für dieses Interview.