Wer soll die Nachfolge Martin Bachofners als Chef von Bern Welcome antreten und den Standort Bern künftig vermarkten? Der Bärnerbär stellt seinen Leserinnen und Lesern auf dieser Seite zehn fähige Personen zur Wahl. Als Favorit gilt Pascal Jenny. Der Bärnerbär hat beim derzeitigen Direktor von Arosa Tourismus nachgefragt, ob ihn der Job in Bern reizen würde.
Pascal Jenny, welche Beziehung haben Sie zur Stadt Bern?
Der Bauernhof, wo meine Mutter aufgewachsen ist, steht in Krauchthal. Viele Kindheitserinnerungen verbinden mich mit dem Bauerndorf, aber auch mit den Ausflügen in die Stadt Bern. Mein erster Handball-Erfolg (Cupsieg 1999, d. Red.) in der Wankdorfhalle bleibt unvergessen. Einige meiner Jugendfreunde aus dem Sport kommen aus Bern. Die Idee zum Arosa-Bärenland hat den Ursprung im Bärenpark Bern. Die Beziehung zur Stadt und dem Kanton Bern ist nicht von der Hand zu weisen.
Könnten Sie sich einen Wechsel nach Bern vorstellen?
Seit bald 11 Jahren fühle ich mich in Arosa und mit der vielseitigen Aufgabe sehr wohl. Gerade die Verantwortung für grosse und kleine Events sowie Produktleuchttürme wie das Arosa-Bärenland und die Entwicklung vom Schneesport- und Sommergebiet Arosa Lenzerheide sind spannend wie am ersten Tag. Nichtsdestotrotz hat die aktuell freie Aufgabe in Bern Reiz, Potenzial, Charme und löst bei mir durchaus viele positive Emotionen aus. Ein Wechsel kommt aktuell aber nicht in Frage.
Wo sehen Sie als (noch) Aussenstehender die Stärken des Standortes Bern?
Bern ist – wie wohl auch Arosa vor 11 Jahren – eine starke Marke mit viel Historie, guten Angeboten, modernen Ideen, leistungsstarken Produkten und Tourismusplayer. Entwicklungs- und Veränderungsprojekte und die entsprechenden Strategien scheinen in der Pipeline zu sein. Bern ist in keiner Weise im Dornröschenschlaf, das war auch Arosa nicht. Nach meiner Wahrnehmung ist Bern aber auch noch nicht auf der Betriebstemperatur, um bereit zu sein für einen nachhaltigen Sprung in die touristische Champions League im internationalen Wettbewerb. Kurz gesagt: Bern hat sehr viele der notwendigen Stärken für einen gesellschaftsorientierten Tourismus, die «Mannschaft» scheint die Abläufe, das Verständnis und die gemeinsame (Ziel-)Linie jedoch noch nicht hundertprozentig gefunden zu haben. Dies meine Einschätzung von aussen. Ich kann mich auch täuschen.
Welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, um Sie zum Wechsel nach Bern zu veranlassen?
Auch hier ziehe ich die Situation in Arosa herbei. Sollte ich als neuer «Trainer» für die Vermarktung des Standorts Stadt Bern infrage kommen, brauche ich uneingeschränktes Vertrauen, grossen Handlungsspielraum und ein paar Jahre Zeit, um die Ziele für Bern zu erreichen. Von mir erwarten darf man Konsequenz im Tun, finanzielle Kompetenz und Einsatzfreude mit 24/7-Begeisterung für die Aufgabe. Kurzfristige touristische Akkordarbeit – wie es im Tourismus leider noch immer viel zu oft der Fall ist – hat für mich weder Reiz noch bringt es den Standort weiter.
Könnte in Zukunft der Berner Bärenpark auch ein «Gnadenpark» für ausrangierte Tanzbären werden – ähnlich wie in Arosa?
Hier setze ich den Joker. Zum einen würde ich mich nicht wagen, diese Frage ohne ein Gespräch mit Bernd Schildger, den ich übrigens bewundere, zu beantworten. Zum anderen ist die Arosa-Idee sehr komplex und fundiert gewählt. Dem Arosa-Bärenland liegt seit der Lancierung im Sommer 2010 ein umfassende und gezielt gewählte Strategie zu Grunde. Eine Strategie, für die ich oft ausgelacht wurde. Eine touristische Ausrichtung, welche Arosa nun konsequent in eine nachhaltige Sommerpositionierung weiterentwickeln muss. Die dem Bärenland zuzuweisenden Rekordzahlen im Sommer 2018 wirken glücklicherweise wie Schmiermittel für die weitere Entwicklung. Diese Arbeit in den nächsten fünf Jahren ist ebenso spannend wie die Aufgabe in Bern. Ohne die Garantie auf einen Nachfolger in Arosa, der das durch das Arosa-Bärenland ausgelöste Positionierungs-Potenzial erkennt, ist ein Wechsel für mich undenkbar. Unsere Vision ist im alpinen Tourismus europaweit bisher nirgends auch nur annähernd zu finden.
Aus Ihren Antworten spüre ich, dass Sie der Job in Bern reizen würde, derzeit das Timing aber nicht stimmt. Stimmt mein Gefühl?
Genauso ist es.
Wann könnten Sie sich einen Job- und damit auch Lebensmittelpunkt- Wechsel von Arosa nach Bern vorstellen?
Persönlich kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen. Aber bis jetzt gibt es dazu keine Gedankenspiele. Das müsste ich zuerst mit Arosa und meiner Familie besprechen.
Bern darf sich also Hoffnungen machen, dass Jenny innert nicht allzu langer Frist zu einem Wechsel zu bewegen wäre?
Das kann ich nicht beantworten. Es gab ja bisher keine Gespräche.