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Wieso das Barstreet Festival unser Leben ist

Totgesagt oder zumindest totgeglaubt wurde es schon öfter. Doch das Barstreet-Festival lebt – mehr denn je. Tausende strömen jedes Wochenende in die alte Festhalle. Warum? Im Bärnerbär erzählen drei janglährige Exponenten, was die Faszination der Megaparty ausmacht.

DJ ALEX, DER SKIHÜTTENKÖNIG

DJ Alex, der Skihüttenkönig, was macht für dich eine gute Party aus?
Ich bin eigentlich nur das fünfte Rad am Wagen. Wenn die Leute nicht mitmachen, bin ich aufgeschmissen. Ich sage jetzt aber ganz selbstbewusst: Dank meiner Art und meiner Fans habe ich das Glück, dass es immer abgeht – sei es in Adelboden, im DüDü am Zibelemärit oder eben am Barstreet. Alle singen mit, schliesslich bezahlen sie auch Eintritt.

Am Barstreet bist du bereits zum 17. Mal dabei.
Ich trete immer an den Ü30- oder Ü35-Partys auf und spiele ein Bestof-Medley. Ich treffe alte Kumpels, solche, die ich vielleicht nur einmal pro Jahr sehe.

Wie hat sich die Partyszene in den letzten Jahren verändert?
Früher kamen Mütter und Väter, heute Töchter und Söhne. Ich habe die wilden Zeiten mit meinen Altersgenossen erlebt, nun kommen die Jungen zu mir ans DJ-Pult und spendieren mir ein Bier. Bei einem Auftritt an der Lenk neulich waren ganze drei Generationen vertreten. Der Wahnsinn!

Hast oder hattest du Groupies?
Groupies ist vielleicht etwas hoch gegriffen: Frauen zwischen 25 und 35 wollen mit mir etwas trinken oder herumtänzeln. Mit einer heim gehe ich nicht, dafür bin ich zu alt. Früher kam das eher mal vor (lacht).

Was fällt dir am Barstreet-Festival auf, wenn du oben vom DJ-Pult auf die Masse hinabblickst?
Dass ich noch nie eine Schlägerei miterlebt habe. Es wird zwar Alkohol in rauen Mengen getrunken – eskaliert ist die Situation aber noch nie. Die Leute kommen, um friedlich zu feiern.

Wie bereitest du dich auf einen Barstreet-Auftritt vor?
Ich weiss genau, welche Lieder die Menschen hören wollen. Aktuell sind das etwa Stücke von Trauffer und von Lo & Leduc. Dann natürlich «Country Roads» oder «W. Nuss vo Bümpliz», die Klassiker. Wenn du das nicht spielst, sind die Leute enttäuscht.

Was sind deine aktuellen Lieblingslieder?
Alle neuen Mallorca-Songs von Peter Wackel, Mickie Krause oder Mia Julia. «Die Nacht von Freitag auf Montag» gefällt mir sehr gut, dieses Lied höre ich auch im Auto. Zu Mia Julia möchte ich sagen: Sie hat sich extrem gemacht, kann gut singen und muss sich nicht mehr ausziehen.

Wie häufig machst du selbst AprèsSki?
Ich gehe jedes Jahr im Herbst vier Tage an den Ballermann – übrigens das Geilste, das es gibt! Ende November sind wir immer in Sölden, dazu kommt eine Woche Ischgl und einige Tage im Berner Oberland.

PATRICIA BARMETTLER, SEIT 12 JAHREN BAR- KEEPERIN AM BARSTREET FESTIVAL

Patricia Barmettler, woran denken Sie, wenn Sie Barstreet-Festival hören?
An viele Kollegen, die man nur dort trifft. Ich sage es mal so: Aus einigen Stammgästen sind gute Freunde geworden.

Sie arbeiten dort seit 2007 als Barkeeperin. Wieso?
Ganz einfach: Die Arbeit macht mir Spass, schliesslich habe ich meine Lehre im Gastgewerbe absolviert. Für mich ist das Barstreet-Festival eine interessante Kombination: ein bisschen Party, Arbeit – und ich lerne Menschen kennen, denen ich sonst wohl nie begegnen würde.

Hat sich im Ausgangsverhalten der Besucherinnen und Besucher etwas verändert?
Sie kommen später als noch vor zehn Jahren. Früher war die Bude um 10 Uhr abends schon voll, jetzt füllt sich die Halle häufig erst um 23 Uhr. Dafür wollen die Leute länger bleiben.

Wie viel Trinkgeld verdienen sie?
An einem schlechten Abend rund 35 Franken, an einem guten 50 Franken oder mehr.

Wie hoch ist Ihr Lohn?
20 Franken pro Stunde.

Was bestellen die Leute bei Ihnen denn so?
Eine Weile lang lief grüner Wodka sehr gut. Dazu Whisky, Gin oder natürlich Bier. Wer sich an einem Abend abfüllen will, bestellt zuerst meistens einen Shot.

Erzählen Sie uns eine lustige Anekdote.
Vor einigen Jahren machte ich Bekanntschaft mit einem älteren Herrn, der mittlerweile schon über 50 Jahre alt ist. Er fragte mich, woher ich komme. Ich sagte: Ennetbürgen, dachte aber, dass er diesen Ort kaum kenne. Er meinte dann aber: «Dort habe ich früher gewohnt.» Es stellte sich heraus, dass er damals quasi mein Nachbar war.

Wie häufig wurden Sie bereits nach Ihrer Handynummer gefragt?
Ich zähle schon lange nicht mehr (lacht). Meine Taktik ist: Entweder verrate ich die Nummer gar nicht – oder ich gebe eine falsche an. Wer heutzutage wirklich an einem interessiert ist, sucht sowieso über Facebook. Geflirtet wird aber schon, das gehört ja quasi zu unserem Job dazu.

Apropos: Ihren Exfreund haben Sie am Barstreet-Festival kennengelernt, genauso wie Ihren jetzigen. Das passt natürlich voll ins Klischee.
Ja, stimmt (lacht). Mein aktueller Partner ist als Security-Mitarbeiter angestellt. Kennengelernt haben wir uns vor rund acht Jahren, ich hatte aber zunächst kein Interesse; auch, weil er Berner ist und ich im Kanton Nidwalden wohne. Er hat dann später aber nochmals Vollgas gegeben und … was soll ich sagen … er hat gewonnen (lacht).

BARBARA WÜTHRICH, GRÜNDERIN DER X-DANCERS

Barbara Wüthrich, wie haben Sie die Zeit als X-Dancerin am Barstreet- Festival in Erinnerung?
Ein absolutes Highlight, man hat sich das ganze Jahr darauf gefreut. Jede Tänzerin unserer Gruppe wollte dort auftreten.

Wurden Sie nicht dauernd angestarrt und angemacht?
Wir wurden grundsätzlich gut abgeschirmt, hielten uns im Backstage-Bereich oder auf der Bühne auf. Wir hatten strenge Regeln, tranken während der Auftritte keinen Alkohol und zogen dementsprechend auch nicht johlend durchs Publikum (lacht). Natürlich haben wir die Nähe mit den Menschen gesucht, allerdings nur in einem gewissen Rahmen.

Hand aufs Herz: Der Männerverschleiss bei den X-Dancers muss gross gewesen sein.
Man hat generell viele Leute getroffen, «abgegangen» in dem Sinne ist es aber nicht. Jedenfalls nicht bei mir (lacht). Ich habe aber meinen heutigen Ehemann durch eine damalige X-Dancers-Kollegin kennengelernt.

Sie sind die Gründerin der X-Dancers. Wie kam es dazu?
1997 lernte ich in Yvonand den damaligen Trance-DJ Martin Aue kennen. Er fragte mich, ob ich an seinen Gigs nicht als Tänzerin auftreten könne. Ich begleitete ihn und holte mit der Zeit immer mehr meiner Kolleginnen dazu. Ab 2001 ging es mit den X-Dancers dann so richtig los, ich machte diesen Job später hauptberuflich. Wir gingen nächtelang in den Ausgang, um Frauen für unsere Gruppe anzuwerben. Zu Spitzenzeiten zählten wir 35 Tänzerinnen.

Heute gibt es die X-Dancers nicht mehr.
Etwa 2009 stellten wir fest, dass wir langsam zu alt wurden für den ganzen Partybereich (schmunzelt). Ich zum Beispiel stand als fast 30-Jährige mit 16-Jährigen auf der Bühne. Wir hatten intensive Jahre hinter uns und lösten die Agentur auf. Wir versuchten, gewisse Bereiche auszulagern, aber das funktionierte nicht.

Was hat sich seit Ihrer Aktivzeit als Tänzerin verändert?
Ich bin ja gar nicht mehr so richtig in der Szene unterwegs. Ich kenne im Ausgang nur noch wenige Leute, früher war das natürlich ganz anders. Die Qualität des Barstreet-Festivals hat sicherlich nicht nachgelassen.

Wann waren Sie das letzte Mal da?
2012. Ich beobachte den Event aus der Ferne, schaue, welche Acts auftreten. Natürlich «chutzelet» es mich nach wie vor, ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit dem Barstreet-Festival – und die behalte ich für immer im Herzen.

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