Seit dem 1. Januar leitet die Walliserin Livia Artuso das Biotech-Unternehmen CSL Behring in Bern. Im Gespräch verrät sie, was ihre Firma wirklich tut und wieso sie sich fürs Stadtfescht einsetzt.
Die ersten 150 Tage Ihrer Amtszeit sind vorbei. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?
Ich wurde hier vom ersten Tag an sehr gut aufgenommen. Der Standort hat viel Energie und Enthusiasmus. Für mich war es wichtig, in einem Unternehmen arbeiten zu können, wo die Kultur für mich stimmt. Das habe ich in Bern vorgefunden. Ich habe schon in den ersten Tagen gespürt, dass die Mitarbeitenden hier im Mittelpunkt stehen. Ich durchlief ein ausführliches, spannendes Einführungsprogramm. Das Umfeld ist ja nicht komplett neu für mich, weil ich viel von meiner früheren Arbeitgeberin mitbringe.
Werden Sie nun alles umkrempeln?
Nein, keineswegs. Aber in den letzten Jahren hat sich CSL globalisiert. Früher haben sich die einzelnen Standorte teilweise selber bewirtschaftet. Durch eine Transformation vor zwei Jahren hat sich auch der Blickwinkel geweitet. Mein Ziel ist es, das Wachstum von CSL Behring zu unterstützen und zu fördern, um die grosse Nachfrage nach unseren lebensrettenden Produkten auch in Zukunft zu bedienen und die Patienten zu versorgen. Von meiner Herkunft bei der global tätigen Lonza kann ich diesbezüglich mein Wissen sehr gut einbringen. Auch wenn wir bei CSL Behring Produkte haben, die schon lange auf dem Markt sind, müssen wir darauf achten, wo wir uns noch verbessern können, sei es in der Automatisation oder im besseren Verständnis von Prozessen.
2000 übernahm CSL vom Schweizerischen Roten Kreuz das Zentrallaboratorium Blutspendedienst. Das war vielen Bernern noch bekannt. Über die Tätigkeiten von CSL Behring wissen viele Leute eher wenig. Worauf führen Sie das zurück?
Ich stimme Ihnen zu. CSL Behring zeigte sich bisher in ihrer Vermarktung eher bescheiden. Kommt dazu, dass wir für unsere Produkte keine Werbung machen dürfen. Ich bin aber klar der Meinung, dass wir mehr zeigen müssen, was wir tun. Wir produzieren Arzneimittel für Leute, die sie wirklich brauchen. Tue Gutes und sprich darüber! Auch über unsere internen Kanäle zeigen wir nun vermehrt, was wir machen, damit die Mitarbeitenden die Botschaft nach aussen tragen. Wir arbeiten aber in einem komplexen Bereich, der nicht einfach zu vermitteln ist. Es geht darum, eine «populär-wissenschaftliche» Sprache zu finden, damit wir von allen Menschen verstanden werden.
Wie können Sie die Tätigkeit von CSL Behring in Bern in zwei Sätzen zusammenfassen?
Wir erforschen, entwickeln und produzieren aus menschlichem Plasma Medikamente für die Behandlung von Störungen der Immunfunktion, also einer schweren und seltenen Erkrankung. Die Produkte werden weltweit vertrieben und helfen Millionen von Menschen, ein normales Leben zu führen.
CSL Behring Bern ist Silberpartnerin beim Bärner Stadtfescht im Juni. Warum dieses Engagement und wie sieht es aus?
Wir sind mit rund 1750 Mitarbeitenden einer der grössten Arbeitgeber der Stadt, wir gehören zur Stadt Bern. Das Stadtfescht ist deshalb eine ideale Gelegenheit, uns zu zeigen. Wir haben zusammen mit YB dafür die Kampagne «Wir leben Bern» kreiert, dies auch im Zusammenhang mit unserer Wankdorfstadion-Partnerschaft. Im Rahmen dieser Kampagne verlosen wir YB-Tickets, dafür eignet sich das Bärner Stadtfescht ausgezeichnet als Plattform. In enger Zusammenarbeit mit dem OK des Stadtfeschts integrieren wir uns in verschiedenen Kommunikationskanälen oder in den Social-Media-Kanälen des Stadtfeschts. Damit können wir der Berner Bevölkerung etwas zurückgeben.
Warum ist CSL Behring seit 2020 Wankdorf-Stadionpartnerin?
Wir sind seit 70 Jahren hier im Wankdorf-Quartier angesiedelt. Auf diskrete Weise, wie es zu uns passt, können wir uns an einem Hotspot im Quartier zeigen. Über die Umbenennung vor zwei Jahren von Stade de Suisse auf den ursprünglichen Namen Wankdorfstadion sind wir sehr froh; das gab damals den Anstoss, uns zu engagieren. Wir sind Teil des Quartiers und stehen mit unserer Nachbarschaft in gutem Kontakt, öffnen so unsere Türen. YB und CSL Behring passen zusammen, beide pflegen Exzellenz, beide wollen nach oben und haben starke Werte!
Für welchen Fussballklub schlägt Ihr Walliser Herz?
(Lacht) Diese Frage musste kommen! Ich bin natürlich mit dem FC Sion quasi aufgewachsen. Ich habe seit Jahren eine Affinität zum Fussball, mein Partner war in seiner früheren Karriere Fussballer. Durch meine Arbeit hier in Bern und durch die Stadion-Partnerschaft und die damit verbundenen Kontakte nähert sich mein Interesse zunehmend auch den Gelb-Schwarzen. Aber zugegeben, mein Herz schwankt ein bisschen …
Haben Sie schon Lieblingsplätze in Bern?
Das ist für mich noch etwas schwierig zu sagen. Aber ich halte mich sehr gerne an den Aare-Ufern auf. Oder der Blick von der Kornhausbrücke auf die Berge fasziniert mich immer wieder neu, auch wenn es nicht «meine» Walliser Berge sind. Ich bin ein Bergmensch!
Peter Widmer