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«Wir müssen Traditionen mit Innovationen verknüpfen»

Sie mag Zwiebeln, Teamarbeit und Innovationen. Für die Loeb Holding AG steht sie seit 2005 in der Gruppen-­Geschäftsleitung und auch als Delegierte des Verwaltungsrates in der Verantwortung. Nun ist sie der erste weibliche Oberzibelegring. Viele gute Gründe für ein Gespräch mit Nicole Loeb.

Der Clé de Berne an der Schauplatzgasse ist neben seinen unbestrittenen kulinarischen Vorzügen gemäss der Website «ein Ort für anregende Gespräche an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Kultur». Mit bester Sicht auf den Loebegge ist er doppelt prädestiniert für ein Interview mit der frisch zum Zibelegring 2023 gekürten Nicole Loeb. «Das ist hier für mich ein doppeltes Heimspiel», betont sie mit einem Augenzwinkern auch in Bezug auf ihren Mann Lorenz Furrer, der beim Clé de Berne mitbeteiligt ist und im selben Haus die Kommunikationsagentur furrerhugi als Managing Partner mitführt.

Nicole Loeb: Herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zum Oberzibelegring 2023. Ist es für Sie als Frau in Ordnung, wenn wir den Titel nicht gendern?
Vielen Dank! Wir sind hier in Bern, der «Oberzibelegring» ist seit Jahren ein fixer Begriff. Wir ändern nichts daran, auch wenn ich heuer die Auserkorene bin. Da gibt es nichts zur rütteln. Das sieht übrigens auch die Gilde der Oberzibelegringe so.

Wechseln wir von der Sprachwerkstatt in die Küche: Wie schätzen Sie die Zwiebel in kulinarischer Hinsicht?
Bei uns zuhause kocht mein Mann deutlich häufiger als ich. Wenn ich kochen darf – erlauben Sie mir diesen Seitenhieb – kommt die Zwiebel häufig zum Einsatz. Im Salat gehört sie dazu. Und in den Saucen ist sie als Geschmacksträgerin ebenfalls eine unverzichtbare Stammspielerin. Wir führen verschiedenste Zwiebel-Sorten in unserer Küche.

Der Oberzibelegring ist fest mit dem Zibelemärit verknüpft. Welche Assoziationen kommen Ihnen beim Stichwort «Zibelemärit» in den Sinn?
Schöne Erinnerungen. Ich wuchs bis als Neunjährige in Zürich auf – auch mit dem «Böögg». Der erste Zibelemärit hier in Bern war für mich dann besonders eindrücklich. Für meinen Vater war der Tag geschäftlich wichtig. Er kehrte immer mit Konfetti in den Haaren nach Hause zurück. Ich selbstverständlich auch, denn die Konfettischlacht war für mich stets ein Höhepunkt. Als Mutter genoss ich viele Jahre später die besinnliche Stimmung auf dem Münsterplatz. Früh aufgestanden am Zibelemärit bin ich ehrlich gesagt bisher nur wenige Male.

Seinen Ursprung findet der Zibelemärit im 15. Jahrhundert, das Warenhaus Loeb gibt es seit 141 Jahren …
… oh, da sind wir im Vergleich ein Start-up (lacht). Im Ernst: Traditionen sind für uns alle wichtig. Wir müssen aber lernen, sie mit Innovationen zu verknüpfen. Genau dies tun wir von Loeb seit vielen Jahren, denn «Handel ist Wandel».

Die Oberzibelegring-Wahl gibt es seit den 1990er-Jahren. Sie sind der erste weibliche Oberzibelegring …
Ich hätte nicht gedacht, dass mir diese Ehre je zuteilwerden würde. Ich fühle mich sehr geehrt!

Hierfür haben Sie beste Gründe: Gemäss Statuten der Gilde der Oberzibelegringe werden Persönlichkeiten geehrt, die durch ihr Engagement für die Wirtschaft, die Gesellschaft oder den Standort Bern Aussergewöhnliches leisten oder geleistet haben. Unter Ihren Vorgängern finden sich auch besonders klingende Namen wie Thomas Stocker, Willy Michel, Daniel Buser, Hansjörg Wyss oder Thierry Carrel.
Das ist eine beeindruckende Namensliste. Ich wiederum bin ich. Meine Arbeit für das Warenhaus Loeb mache ich seit vielen Jahren sehr gerne und mit Leidenschaft. Ob ich gut war oder bin, müssen andere beurteilen. Die Ehrung widme ich sowieso auch sämtlichen Loeb-Mitarbeitenden. Ohne sie könnte ich nicht wirken, das ist klar. Gesellschaftlich engagiere ich mich in Stiftungen. So bin ich beispielsweise auch für die Stiftung Kinderinsel tätig. Dabei wollen meine Kolleg:innen und ich die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen im Kanton Bern und angrenzenden Regionen durch die Förderung der Kinder- und Jugendmedizin im Inselspital Bern verbessern.

Sie haben die Bedeutung der In­novationen angesprochen. Welches sind die Herausforderungen, mit denen Sie sich mit dem Loeb-Warenhaus konfrontiert sehen?
Der Detailhandel ist und bleibt eine grosse Herausforderung. Die Chancen der Digitalisierung nutzen auch wir, aber nicht im Alleingang. Wir arbeiten für unseren Online-Shop mit grossem Erfolg mit Zalando Retail connected zusammen. Das stationäre Geschäft ist und bleibt für uns zentral. Unsere Vision ist anspruchsvoll: Wir wollen das persönlichste Warenhaus der Schweiz sein. Wir überzeugen unsere Kunden mit unseren Sortimenten, echten Dienstleistungen und mit einzigartigen Persönlichkeiten – unseren Mitarbeitenden. Wir wollen und können uns mit unserem Personal differenzieren. Wir schaffen im Warenhaus Erlebnisse, die das Internet nicht bieten kann. Hierzu haben wir in den vergangenen Jahren insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Ich war vor kurzem in den USA und fand viele verwahrloste Warenhäuser vor. Das darf doch nicht sein! Wir werden jedenfalls weiterhin in unsere Standorte in Bern, Biel und Thun investieren. Unsere Kundschaft hat das verdient. So freuen wir uns, dass wir auf dem Dach unseres Berner Warenhauses voraussichtlich 2023 ein neues Restaurant mit 360-Grad-Rundsicht werden eröffnen können.

Dominik Rothenbühler

Nicole Loeb, geboren am 23. Januar 1967, ist seit 2005 Delegierte des Verwaltungsrates der Loeb Holding und ist bis heute exekutiv in der Gruppen-Geschäftsleitung der Loeb Holding tätig. Verheiratet ist die zweifache Mutter mit Lorenz Furrer, der als Managing Partner beim Kommunikationsunternehmen furrerhugi tätig ist.

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