Das Coronavirus hält die Welt und damit auch Bern in Atem. In der Schweiz sind Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis mindestens zum 15. März verboten. Die Fasnacht wurde abgesagt, das Gleiche gilt für Sportveranstaltungen und kulturelle Events. Keine Frage: Das Virus beeinfusst unser Leben, ob wir wollen oder nicht – und hat weitreichende Folgen. Der Bärnerbär lässt auf dieser Seite Fachleute aus Sport, Medizin und Wirtschaft zu Wort kommen, die erklären, wie man sich nun verhalten soll, welche Auswirkungen das Coronavirus auf ihre Branche hat und wieso es trotz allem Grund zur Hoffnung gibt. Die beruhigende Nachricht: Für die Mehrheit der Infzierten verläuft die Krankheit absolut harmlos.
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Prof. Dr. Ronald Dijkman
Institut für Infektionskrankheiten, Universität Bern
Was ist zu tun?
Keine Panik. Während die Behörden in der Schweiz diesen Ausbruch ernst nehmen und geeignete Massnahmen ergreifen, um ihn einzudämmen, wird die Mehrheit der mit dem Coronavirus infzierten Personen nicht ernsthaft krank und nur ein kleiner Prozentsatz benötigt eine Intensivpfege.
Was ist wichtig?
Um die Verbreitung von Coronaviren zu verhindern, sollte man mehrmals am Tag gründlich Hände waschen und in ein Taschentuch oder in die Armbeuge husten und niesen und das Taschentuch in einem geschlossenen Behälter entsorgen. Wer Krankheitssymptome einer Grippe (Fieber, Husten, Atembeschwerden) hat, sollte zuhause bleiben, den Kontakt mit anderen Personen vermeiden und den eigenen Arzt oder die Ärztin telefonisch kontaktieren.
Wie soll man sich verhalten?
Wir sollten alle unser normales Leben weiterführen, aber die Weisungen der Gesundheitsbehörden befolgen und momentan beispielsweise darauf verzichten, Hände zu schütteln. Personen, die während der letzten 14 Tagen in betroffenen Gebieten waren, müssen auf Symptome einer Atemwegsinfektion achten (Fieber, Husten, Atembeschwerden) und grössere Menschenansammlungen wie beispielsweise Sportveranstaltungen meiden.
Was sollte man unterlassen?
Es ist wichtig, dass nicht alle Personen, die eine leichte Erkältung haben, jetzt direkt zu einer Ärztin oder einem Arzt oder in die Notaufnahme der Spitäler gehen, sondern erst dort anrufen. Nur so haben die Spitäler genügend Ressourcen und Tests für die schweren Fälle, und nur so können die Gesundheitsbehörden den Ausbruch in der Schweiz kontrollieren.
Dr. Adrtian Haas
Direktor Handels- und Industrieverein, Kanton Bern
Corona beunruhigt – aber …
«Corona ist bei uns angekommen. Schutzmassnahmen werden überall getroffen. Auch ich wasche meine Hände feissiger, bin zurückhaltender mit Händeschütteln und Begrüssungsküssen, meide wenn möglich grosse Menschenmengen, stelle zuhause und im Büro Flüssigseife und Desinfektionsmittel bereit und klebe Plakate mit Verhaltensregeln an die Wände. Hamsterkäufe habe ich bisher unterlassen, weil ich die Versorgunglage nach wie vor als ausreichend einschätze. Ich informiere mich aber täglich über den Stand der Ausbreitung des Virus und dessen Folgen. Eigentlich bin ich ein unverbesserlicher Optimist, handle (meist) überlegt und panische Reaktionen sind mir fremd. Bisher hat es in der Schweiz ja auch noch keine Todesfälle gegeben und unsere medizinische Versorgung ist besser als anderswo. Und doch bin ich beunruhigt. Als Vertreter der Wirtschaft mache ich mir vor allem Sorgen um die Arbeitsplätze. Je stärker sich Corona ausbreitet und das tägliche Leben lahmlegt, desto grösser wird auch die Gefahr einer Rezession. Zwar klingt es fast zynisch, angesichts des Todes von Menschen nach den Folgen für Unternehmen und Aktienkurse zu fragen. Und doch: Spätestens in den letzten Tagen ist das Risiko einer weltweiten Epidemie stark gestiegen und es geht nicht mehr nur darum, wie einzelne Exportfrmen ihre Zulieferung sichern oder die Reisebranche Ertragsausfälle verschmerzt. Es droht nun eine ausgeweitete Wirtschaftskrise, die sehr viel mehr Leute treffen könnte. Sie könnte in ihrer konjunkturellen Eigendynamik der Logik ähneln, als vor gut zwölf Jahren in den Wochen des Lehman-Schocks die Finanzkrise eskalierte. Ich will aber nicht ausschliesslich schwarzmalen. Über allem hängt doch die Frage, welche Opfer das Virus noch fordern wird. Immerhin wissen wir inzwischen, dass die Krankheit bei weitem nicht so tödlich verläuft wie die Pestzüge, welche im 15. Jahrhundert allein in der Stadt Bern 2000 Tote forderten. Auch verliefen selbst die heftigsten Grippe-Pandemien bislang in Wellen, die wieder einmal abfauten – und zwar meistens recht rasch. Es bleibt also durchaus die Hoffnung, dass wir auch diesmal quasi mit einem blauen Auge davonkommen werden.»
Dr. Linda Nartey
Kantonsärztin des Kantons Bern
«Im Kantonsarztamt des Kantons Bern erkennen wir die Anspannung innerhalb der Bevölkerung. Ich möchte daran erinnern, dass der Krankheitsverlauf für den Grossteil harmlos verläuft. Wir beobachten die Entwicklungen laufend, stehen in regem Austausch mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG und handeln entsprechend. Die Lage muss ernst genommen werden und die Verunsicherung ist nachvollziehbar. Dennoch möchten wir die Bevölkerung dazu aufrufen, Ruhe zu bewahren. Die kantonalen Behörden, der Bund und die Partner im Gesundheitssystem arbeiten koordiniert zusammen, um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen. Jede/r Einzelne kann durch Einhalten der Hygieneregeln dazu beitragen, die Verbreitung des Virus geringzuhalten. Wir folgen dabei der Hygienekampagne des BAG. Voreilige Spital- oder Arztbesuche sind kontraproduktiv. Wenn die Notfallstationen überfüllt sind mit Personen, die sich nicht in einer medizinischen Notsituation befnden und auch keine Covid-19-Abklärung benötigen, können die Spitäler ihre Arbeit nicht tun. Hamsterkäufe sind auch nicht sinnvoll. Die ausverkauften Schutzmasken und Desinfektionsmittel führen dazu, dass dieses Material Arztpraxen, besonders gefährdeten Personen und Behandelnden sowie Pfegenden von schweren Fällen fehlt. Eine leichte Erkältung alleine rechtfertigt noch nicht den Gang ins Spital oder in die Arztpraxis. Falls Verdacht auf das COD-19-Virus besteht, kontaktiert man zunächst telefonisch das medizinische Callcenter der Krankenversicherung, den Hausarzt oder das Spital. Keinesfalls ohne Anmeldung in die Arztpraxis oder ins Spital gehen. Informationen dazu fnden Sie immer aktuell auf bag.admin.ch. Ich danke den Ärztinnen und Ärzten in den Spitälern und in den Arztpraxen sowie dem gesamten Gesundheits- und Pfegepersonal für ihren grossen, unermüdlichen Einsatz und der Bevölkerung für ihre Besonnenheit und ihre Unterstützung. Gemeinsam werden wir die Ausbreitung des Virus so lange wie möglich eindämmen und die negativen Folgen so klein wie möglich halten.»
Wanja Greuel
CEO BSC YB
«Natürlich ist die Situation sehr unerfreulich und stellt alle Menschen vor neue Herausforderungen. Wir vertrauen den Behörden und den Spezialisten, welche die Massnahmen verfügt haben. Was mögliche Geisterspiele anbetrifft: Wir werden alles tun, um diese zu verhindern, sie sind die letzte mögliche Option; andererseits wissen wir nicht, wie sich die Lage weiterentwickelt. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft? Klar würden alle gerne spielen, doch Spieler und Staff sind Profs und können mit solchen Situationen umgehen. Natürlich wird nun das Programm der Mannschaft angepasst und die Zeit ohne Ernstkampf mit Testspielen überbrückt. Wirtschaftlich machen wir uns Gedanken darüber, was das Coronavirus für Fans, Sponsoren etc. bedeutet, die für gewisse Spiele und andere Anlässe – das Stade de Suisse ist schliesslich auch eine Eventlocation – bereits bezahlt haben.»