Auge in Auge mit den Raubtieren

Carina Tobler begann ihren Job als Tierpflegerin beim Tierpark Dählhölzli 2011 u.a. mit einer Konzeptarbeit für die Berner Stadttauben. Seit Anfang Jahr ist die 38-Jährige mit zuständig für die Raubtiere. Eine Begegnung am Nachmittag im Berner Zoo, der heuer sein 80-Jahr-Jubiläum feiert.

Es ist ein heisser Tag. Umso mehr freut es das Bärnerbär-Team, dass der vorgesehene Rundgang durch den Berner Tierpark mit einer Besichtigung des Gefrierraums beginnt. Am Anfang des Gesprächs macht Carina Tobler gleich klar: «Viele bringen den Beruf des Tierpflegers nur mit Jöh-Attributen in Verbindung. Aber wer diese Arbeit macht, muss sich bewusst sein, dass wir jeden Tag mit Leben und Tod konfrontiert sind.» Man findet in diesem auf Minus 20 Grad gekühlten Raum Tiere, darunter Nager und Geflü- gel, die auch von Carina Tobler geschlachtet wurden. Sie selber hält die Auseinandersetzung mit den «Schattenseiten» des Berufs für ausgesprochen wichtig: «Es verschafft mir Respekt und hält mir täglich die hohe Qualität von Fleisch vor Augen.»

Die Mär vom bösen Wolf

Carina Tobler machte ihre Ausbildung zur Tierpflegerin in EFZ von 2009 bis 2010. Seit Anfang Jahr ist sie mit vier Pflegern und einer Lehrtochter für die Raubiere im Dählhözli verantwortlich, davor leistete sie Einsätze als so genannte «Springerin». Die erste Station unserer Tour ist das Wolfsgehege. «Wollen Sie mitfüttern?», fragt die junge Frau beiläufig. Szenen aus dem Kino-Schocker «Unter Wölfen» mit Liam Neeson fluten das Bewusstsein. «Geht das denn?» lautet die bange Frage. Carina Tobler zerstreut Bedenken sofort und mit einem milden Lächeln: «Wölfe gelten als überaus scheu, die Verteufelung des Jägers kann ich nicht nachvollziehen.» Und tatsächlich: Das sechsköpfige Rudel, darunter ein Alphapärchen, ein weiteres Weibchen und drei Ende April geborene Welpen, lässt sich kaum blicken als wir ihr Revier betreten. Erst als ein Milan und ein paar Raben die zuvor verstreuten Pouletschenkel umkreisen, wagt sich die Mutter aus dem Dickicht und beginnt zu fressen. «Die Rangordnung ist bei den Wölfen sehr ausgeprägt», lässt uns die gebürtige Bernerin wissen, «da Juliette, das Muttertier, noch stillt, hat sie zurzeit auch das Anrecht auf das meiste Futter.»

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