Die Berner Kabarettistin Nicole D. Käser (45) hat sich zwischen zwei Proben Zeit genommen. Am 16. Dezember steht sie im Stück «Möwe und Mozart» im Theater Matte auf der Bühne. Unser Bummel über den Weihnachtsmarkt kommt der gebürtigen Burgdorferin gerade gelegen.
Der Berner Weihnachtsmarkt legte am Samstag einen Kaltstart hin und eröffnete bei Minustemperaturen und eisiger Bise. Ein Grund mehr, die geplante Tour mit Nicole D. Käser durch die vielen Marktstände bei der Beiz Platzhirsch am Waisenhausplatz mit einem Glühwein zu beginnen. Die Kälte treibt die Leute an die Theke, das Heissgetränk will verdient sein. Fürs Foto zupft sich Nicole eine Haarsträhne zurecht: «Man glaubt es nicht, aber ich bin eitel», sagt sie und lacht schelmisch. Es sei ihr erster vorweihnächtlicher Bummel in Bern, lässt uns die Künstlerin wissen. «Ich liebe Weihnachten; Geschenke auszupacken ist für mich das Grösste, auch wenn es nur es Hüseli Schoggi isch», erzählt die Mittvierzigerin mit dem jugendlichen Habitus. Dann also los ins Gschänkliund Güezi-Getümmel.
Homework statt Tannenbaum
Auf dem Weg zum ersten Stand erzählt Nicole D. Käser von ihrem handwerklichen Geschick und dass sie die Weihnachtsdeko zuhause selber anfertigen muss. Muss? Käser grinst breit: «Die beiden Kinder meines langjährigen Partners waren es über Jahre hin gewohnt, dass ich bastle. Als es einmal eine Kauftanne war, wurde das Selberklöppeln zum Imperativ erhoben und der Baum war fortan verboten!» Bei der Wahl der Weihnachtsstände hat Nicole D. Käser die Carte blanche. Als Erstes zieht es die Theaterfrau, die in Burgdorf – oder wie sie sagt – in «Bonsai-Bern» daheim ist, zu einer Schaubude mit Lichterketten. Flugs hängt die Schnur mit leuchtenden Tulpen um Nicoles Hals. Ähnlich verläuft es mit dem Griff zu den nordischen Mützen nebendran. Die Elchkappe hat es Käser angetan, sie steht ihr bestens: «Ich bin ein Chindschopf», gibt sie gerne zu, «das hält mich jung.» Zügig geht es voran, Bewegung schafft Wärme. Der Duft von Caramelbonbons liegt in der Luft. «Ich liebe den Geschmack von Marroni, Käse und Süssem», schwärmt Nicole, «das ist Weihnachten pur.» Und wer steht dort im Verkauf? Es ist Stefano Wenk, ein Kollege vom Schauspielfach. Er war langjähriges Ensemblemitglied von Konzert Theater Bern. Bevor Wenk zu Dreharbeiten nach Südafrika zurückkehrt, hilft er für einen Freund beim Le Caramelier aus. Die spontane Humoristin stellt sich gleich selber vor.
Zitronen-Kerzen und Schlafbären
Mit Schalk geht es weiter im Takt. Bei Prodemo Gastrolux von Christiane Dyens verweilt Nicole D. Käser länger und kommentiert das Angebot wie folgt: «Ich bin erstaunt, wie vielfältig Silikon heute für den Haushalt genutzt wird, aber wenn ich es recht bedenke, steht mir das zusammenfaltbare Sieb auch als Hut ganz gut.» Zum Abschluss gehts auf den Münsterplatz. Hier sind es wieder Düfte, die Nicole in den Bann ziehen. «Oh, diese Kerze riecht nach Zitrone», stellt sie fest. David Roth von Schulthess-Kerzen lässt unsere Begleiterin fürs «Schmöcke» ins Kabäuschen und meint: «Alles ohne Chemie!» Die Runde zum Handwerker-Märit auf der Pläfä ist für Käser, die im Theater Matte mit dem Flex-Bohrer die Bühne fixt, ein Must. Das Augenmerk liegt nicht auf surrenden Maschinen, sondern auf den «Schlafbären» von Mes Nounours, die Verena Blattmann von Ins im Sortiment hat sowie auf den bunten Deko-Würfeln von Christina Keller. «Reduced to the Max», sagt Nicole mit sichtlich steifer Lippe. Zeit für einen letzten Glühwein. Im Märitbeizli Dreierlei gibts die heisse Tasse auch mit Weissem. Für unseren Wirbelwind steht fest: «Die Pause zwischen den Proben am Berner Weihnachtsmarkt hat mich inspiriert, ich komme wieder.»
Peter Wäch