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«Nichts ist unmöglich»

Martin Lengen hat sich entschieden, seinen Vertrag mit dem Promotion-­League-Klub FC Breitenrain nicht zu verlängern. Für den Verein vom «Spitz» ist das eine bittere Nachricht.
Der in Bern aufgewachsene Walliser war bisher erst für den SC Kerzers (2. Liga, ein Jahr), den SC Düdingen (1. Liga, sechs Jahre) und den FC Breitenrain (1. Liga Promotion, fünf Jahre) als Trainer tätig. Zuvor war er erfolgreicher Spieler, unter anderem auch für das YB-Fanionteam und in der U21-Nationalmannschaft.

«Mit seiner Art war Tinu nicht nur ein hervorragender Trainer für die erste Mannschaft, er war ein Gewinn für den ganzen Verein. Wir verstehen aber seine Beweggründe und wünschen ihm nur das Beste für seine Zukunft», sagt Breitenrains Präsident Claudio A. Engeloch.

Die Meldung von Ihrem Rücktritt Ende Saison kam überraschend, kein Mensch hat damit gerechnet. Wo liegen die Gründe für diesen plötzlichen Schritt?
Ich habe mir bereits im Sommer Gedanken gemacht. Ich habe immer gerne im Voraus gewusst, wohin die Reise gehen wird. Auch um dem Verein genügend Zeit für die Nachfolgeregelung zu lassen, habe ich mich entschieden, meinen Entscheid frühzeitig bekanntzugeben.

Was bleibt Ihnen von erfolgreichen fünf Jahren in Erinnerung?
Die Fortschritte der Spieler, die Emotionen in der letzten Saison mit 20 Spielen ohne Niederlage. Die guten Beziehungen auch, die wir mit YB und Thun pflegen und die es möglich machten, dass immer wieder Spieler mit grossem Potenzial zu uns stiessen. Wir hatten Kontinuität, nicht zu viele Wechsel, das alles wird bleiben. Deshalb ist es der richtige Zeitpunkt. Auch die Begeisterung der Fans mit teilweise über 3000 Besucherinnen und Besuchern werden in meiner Erinnerung haften bleiben. Ich übergebe meinem Nachfolger eine intakte Mannschaft. Die vielen Spiele, die wir in der Schlussphase für uns entschieden oder wie gut wir die Covid-Phase gemeistert haben, mit Trainings im Schwellenmätteli in Fünfergruppen ohne Ball – dafür bin ich auch meinen Spielern dankbar.

Mit welchen Zielen steigen Sie in die Rückrunde?
Luzern II ausgeklammert, das nicht aufsteigen kann, liegen wir nur drei Punkte hinter der Spitze und einen hinter dem Barrage-Platz. Zu Beginn meiner Tätigkeit bei Breitenrain lautete die Zielsetzung, nicht abzusteigen. Jetzt wollen wir vorne mitmischen, bis zum Schluss.

Sie arbeiten seit 20 Jahren als Aussendienstmitarbeiter zu hundert Prozent beim Berner Traditionsunternehmen Blaser Café. Trotzdem brachten Sie Beruf und das anspruchsvolle Amt als Trainer eines Spitzenklubs der dritthöchsten Spielklasse stets problemlos unter einen Hut. Warum geht das plötzlich nicht mehr?
Das ginge, aber nach fünf Jahren ist es für alle Beteiligten der richtige Zeitpunkt. Bei mir ist vieles möglich. Sollte es einmal eine Pause geben, macht dies nichts, denn so hätte ich noch mehr Zeit für meine Söhne und könnte all ihre Spiele schauen. Ganz ohne Fussball würde ich so oder so nicht bleiben.

Ihnen fehlt die UEFA-Pro-Lizenz, die sie im Falle eines Aufstiegs in die Swiss League besitzen müssten, um ein Team in der zweitobersten Spielklasse zu coachen. Ist dies auch ein Grund für den Rücktritt?
Nein, das war kein Faktor, der entscheidend ins Gewicht fiel.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft als Trainer?
Ich bin offen, lasse das auf mich zukommen. Das eine oder andere Angebot ist bereits ins Haus geflattert. Unmöglich ist nichts.

Wir haben eine Idee.
Ah ja, und die wäre?

Sie sind ein guter Freund von YB­-Chefcoach Raphael Wicky. Und wie er auch Walliser.
Das stimmt, wir tauschen uns oft aus, aber was hat das mit meiner Tätigkeit als Trainer zu tun?

YB hat in letzter Zeit die sportliche Abteilung stets erweitert. Ist es nicht möglich, dass Martin Lengen in irgendeiner Form, sei es als Assistent oder in anderer Funktion, bei YB einsteigt?
Wie ich gesagt habe, ist nichts unmöglich. Doch derzeit stehe ich mit YB nicht in Kontakt, was ein allfälliges Engagement betrifft.

Wenn nicht zu YB, wohin wird es Sie dann ziehen? Ein Leben ohne Fussball können Sie sich wohl kaum vorstellen. Wir sind sicher, dass schon bald eine Meldung kommt, was Martin Lengen in Zukunft machen wird. An Angeboten dürfte es nach ihrem Höhenflug bei Breitenrain kaum fehlen, auch wenn es mit YB nichts werden sollte.
Wie ich zuvor schon erwähnt habe: Nichts ist unmöglich, aber ich gehe die ganze Sache unbelastet und ganz ruhig an.

Wenn nicht unmöglich, ist YB also doch eine Option. Wir lassen uns überraschen.
Ich mich auch.

Pierre Benoit

Martin Lengen wurde am 24. Juni 1974 in Bern geboren. Er spielte für YB, Sion, Luzern und Yverdon mehr als 200 Spiele in der Nationalliga A und zählte Mitte der Neunzigerjahre zum Stamm der Schweizer U21-Nationalmannschaft. Seine Trainerkarriere begann er beim SC Düdingen und beim FC Kerzers, seit 2018 ist er Cheftrainer des FC Breitenrain. Sein Sohn Nicolas (19) spielt beim FC Wyler in der 2. Liga regional, Simon (16) bei YB in der U17.

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