Das Team des CC Adelboden Veriset muss auf dem Erfolgsweg viele Steine aus dem Weg räumen. Doch Lead Simon Gempeler, Second Raphaël Märki und die Gebrüder Enrico (Third) und Marc Pfi ster (Skip) sind mit Leib und Seele Curler und setzen sich trotz dieser Stolpersteine hohe Ziele.
Es war im September 2016, als die Hiobsbotschaft bekannt wurde: «Adelboden-Skip Marc Pfister an Hodenkrebs erkrankt!», hiess die negative Schlagzeile in den Sportteilen der Schweizer Gazetten. «Heute geht es mir gesundheitlich gut, die Werte bei der letzten Untersuchung waren negativ und so für mich alle positiv», sagt der Mann, dessen Karriere als Curler im Alter von sechs Jahren begann. Doch für die vier Berner Curler hatte die Krankheit ihres Chefs dennoch gravierende negative Folgen. Sie verpassten in Kanada einige wichtige Turniere, so dass am Schluss für die Berechtigung an den Trials um die Olympiateilnahme in Pyeongchang gegen das Team aus Genf ein paar lumpige Punkte fehlten. So gehen die Olympischen Spiele nun ohne das Team Adelboden über die Bühne, doch damit nicht genug: Die vier Curler müssen auf insgesamt 60 000 Franken Entschädigung verzichten, was ein erneutes Aufstocken der Arbeitszeit und ein damit verbundenes Manko an Trainingszeit zur Folge hat. Doch den Ehrgeiz und die Freude am Spiel mit Stein und Besen haben die Berner Curler nicht verloren.
«Viel Selbstvertrauen»
Mit einer Trotzreaktion nach dem Motto «Jetzt erst recht» reagierten die vier Curler, erzielten im Januar diverse Spitzenergebnisse und landeten im Rahmen des zur World Curling Tour zählenden Turniers in Hamburg und einem Finalsieg über Vize-Europameister Kyle Smith einen Grosserfolg. «Dies gibt uns für den weiteren Saisonverlauf viel Selbstvertrauen», meint Simon Gempeler, der Dienstälteste im Team, der 2013 in Stavanger bereits Europameister wurde. Für die am Samstag in Flims beginnenden Schweizermeisterschaften sind die Adelbodner jedenfalls zuversichtlich. Auch Skip Marc Pfister ist überzeugt, «dass die jüngsten Ergebnisse dem Team viel Selbstvertrauen gaben und mit einem Erfolg in Flims die WM-Qualifikation für Las Vegas erreicht werden kann». Ähnlich beurteilt Robert Hürlimann, der Team-Coach, 1992 in Albertville in der Demonstrationssportart Curling Olympiasieger, die Ausgangslage: «Das Team hat sein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft – durch die Wechsel und die Krankheit Marc Pfisters wurde der Anschluss an die Weltspitze verloren – doch letztlich ist dies auch eine finanzielle Frage. Weil das Geld für noch mehr Training und weniger Arbeit aufgrund des finanziellen Streichkonzerts fehlt, ging auch die Konstanz verloren.» Als einziges Mannschaftsmitglied wird Raphaël Märki, dessen Grossvater auch schon dem Curling frönte, ein klein wenig nach Pyeongchang schielen, ist doch sein Bruder Dominik als Alternate im Team Genf aktiv. «Ich werde vor den Schweizermeisterschaften noch zwei Tage frei nehmen, damit ich wirklich fit und erholt bin und ich meinen Teil dazu beitragen kann, die Reise nach Las Vegas Wirklichkeit werden zu lassen.» Anders bereitet sich der als Stromer tätige Enrico Pfister vor:
«Ich arbeite bis am Freitag, denn ich denke, dass dies für mich die beste Ablenkung und Vorbereitung ist.»
7 – «nicht wegen Ronaldo»
Ähnlich wie Eishockeyaner oder Fussballer spielen auch die Curler auf dem Eis mit Rückennummern, jeder mit seiner Lieblingszahl. Enrico Pfister mit der 7 («nicht wegen Cristiano Ronaldo»), Raphaël Märki mit der 11 («nicht, weil ich linker Flügel bin»), Simon Gempeler mit der 22 und Marc Pfister mit der 33. Auch was die Nummernwahl betrifft, herrscht bei den Vier Einigkeit. «Am Roulette-Tisch setzen wir immer diese Zahlen und das hat uns bisher nicht selten Glück gebracht.» Gut möglich, dass sie auch im Spielerparadies Las Vegas Gelegenheit erhalten, diese Zahlen zu setzen und möglicherweise das fehlende Geld am Spieltisch gewinnen können.
Pierre Benoit