Zehn Jahre lang hat Bernhard Emch die Sektion Bern des Handels- und Industrievereins (HIV) geführt und sich dafür eingesetzt, dass der Wirtschaftsstandort Bern in der Politik mehr Gehör erhält. Am 9. März geht seine Präsidentschaft zu Ende.
«Mein Motto lautet: Treppe statt Lift», sagt Bernhard Emch und lacht herzhaft. Der CEO der EMCH Aufzüge AG in Bethlehem sitzt in seinem Büro im zweiten Stock. Er sieht topfit aus. Das kommt einerseits vom Skitourenlaufen und den Hüttenwanderungen mit seiner Familie im Sommer. Aber nicht nur: «Treppensteigen ist gut für die Gesundheit», meint der Geschäftsführer des Familienunternehmens, das mit der Herstellung von Liftanlagen mit aussergewöhnlichen Anforderungen auch international erfolgreich ist.
Ausgewogene Regierung für alle – auch für die Wirtschaft
Zügig aufwärts soll es in den Planspielen von Bernhard Emch auch mit dem Wirtschaftsstandort Bern gehen. Als Präsident der Sektion Bern des kantonalen Handels- und Industrievereins (HIV) kämpft er an vorderster Front für die Stärkung der Wirtschaftskraft und die Positionierung der Stadt Bern. «Hierzu ist aber ein Umdenken in Politik und Verwaltung beziehungsweise eine höhere Sensibilität für die wirtschaftlichen Anliegen nötig», sagt der 46 Jahre alte Bethlehemer. Um mit Bezug auf das Wahljahr 2020 anzufügen: «Wir streben ein ausgewogenes Verhältnis im Gemeinderat an und unterstützen deshalb die liberalen und wirtschaftsfreundlichen Kräfte auf den Kandidatenlisten des Gemeinderates und des Parlamentes.» Das Ziel scheint klar: Bernhard Emch engagiert sich dafür, dass die Mitte-rechts-Parteien einen zweiten Sitz gewinnen. Deshalb begrüsse der HIV Sektion Bern unter anderem die Zusammenarbeit der bürgerlichen Parteien FDP und SVP für die kommenden Stadtwahlen. Am 29. November 2020 wählen die Stimmberechtigten der Stadt Bern für die Amtsdauer von 2021 bis 2024 die fünf Gemeinderatsmitglieder samt Stadtpräsidenten und das Parlament. «In diesem Kontext wollen wir uns in den kommenden Monaten zusammen mit den anderen Wirtschaftsverbänden stärker in die politische Diskussion einschalten, damit bau-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen wieder kontrovers diskutiert werden», führt der parteilose Bernhard Emch aus. Es dürfe nicht sein, dass Anträge von der rot-grün dominierten Regierung einfach durchgewunken würden. «Wir wollen der Stadtberner Bevölkerung wirtschaftliche Zusammenhänge und Konsequenzen gewisser Entscheide aufzeigen. Vor allem beim Verkehrsthema fühlen sich viele unverstanden.»
Verunsicherung und Frustration
Als Präsident der HIV Sektion Bern spüre er zunehmend Frustration und Verunsicherung bei den Firmen. «Es wird nicht mit gleichen Ellen gemessen. Während es in der Innenstadt viele Gesetze und Vorschriften gibt und Firmen pingelig kontrolliert werden, hält sich die Stadt Bern, wenn es beispielsweise um die Belebung der Schützenmatte oder Verkehrsmassnahmen geht, nicht immer an die Gesetze», sagt Bernhard Emch. Sorgen bereite ihm der Detailhandel mit seinen grossen Herausforderungen. Da mag es keine zusätzlichen politischen Hürden ertragen. Er nennt als Beispiel die Migros-Filiale an der Marktgasse. «Wenn etwa An- und Auslieferungszeiten wegen neuer Verkehrsbeschränkungen gefährdet sind, wird am Standort kaum mehr gross investiert, sondern eher in der Peripherie – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wirtschaft der Stadt Bern», meint der Unternehmer. Nach zehn Jahren wird Bernhard Emch an der Hauptversammlung am 9. März 2020 das Amt des Präsidenten der HIV Sektion Bern abgeben. Sein Nachfolger steht bereit zur Wahl: Giorgio Albisetti. Er ist CEO bei Von Graffenried AG Liegenschaften und gegenwärtig Vizepräsident der HIV Sektion Bern.
Thomas Wälti