Thema Coronavirusopt

Die Touristiker in der Stadt Bern bewahren ruhig Blut

Es vergeht kaum ein Tag, an dem das Coronavirus nicht in den Schlagzeilen steht. Wir wollten von einigen Exponenten wissen, wie sich das Virus auf den Tourismus mit chinesischen Gästen in der Stadt Bern auswirkt.

Aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) geht hervor, dass China in Bezug auf die Logiernächte in der Schweiz mit 1,3 Mio. Nächten an vierter Stelle liegt (Januar bis November 2019). Und in einer landesweiten Umfrage von Hotelleriesuisse geben 51 Prozent der befragten Hoteliers an, von Stornierungen aus China betroffen zu sein. Schweiz Tourismus rechnet für das erste Quartal mit einem schweizweiten Minus von 50 Prozent bei den Hotelübernachtungen chinesischer Gäste, wobei die chinesischen Touristen hauptsächlich in den Sommermonaten in die Schweiz reisen. Wie stark betroffen ist nun die Stadt Bern?

Bern für China-Reisende marginal
Eines ist klar: Die Stadt Bern ist (noch) kein Hotspot für chinesische Touristen, ganz im Gegensatz zu Luzern, Zürich, Interlaken, zum Titlis oder zum Jungfraujoch. So bestätigen denn Manuela Angst, Vorsitzende der Geschäftsleitung von Bern Welcome und Corina Gilgen, Präsidentin von Hotellerie Bern+ Mittelland, dass Bern keine typische Destination für chinesische Gruppenreisen sei. Somit hielten sich Stornierungen in Grenzen. Bern Welcome gibt zurzeit keine Empfehlungen an touristische Institutionen ab. «Wir beobachten die Entwicklung der Situation, verweisen auf die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit und stehen im Austausch mit Schweiz Tourismus», sagt Manuela Angst.

Nur wenige Stornierungen
Es sei noch verfrüht, die Auswirkungen auf den chinesischen Individualtourismus zu beurteilen, äussert sich Maximilian von Reden, Direktor des Hotels Schweizerhof in Bern. «Die Sommermonate werden es zeigen.» Sehr ernst nimmt der General Manager des anderen Berner Fünfsternehotels, Urs Bührer vom Bellevue Palace, die Situation. «Es ist sicher kein Hype, China ist ein ganz grosser Player in der Tourismusbranche und die Auswirkungen sind weder abzusehen noch zu unterschätzen.» So verzeichnet das Hotel für die nächsten zwei Monate die ersten Gruppen-Stornierungen aus China. Besondere Massnahmen im Umgang mit chinesischen Gästen hat das Hotel Bellevue Palace nicht getroffen. «Die üblichen Hygienestandards reichen aus und es besteht kein zusätzlicher Handlungsbedarf», so Urs Bührer. Nur drei bis vier Zimmerreservationen seien in diesen Wochen annulliert worden, meldet Daniel Siegenthaler, Direktor des Hotels Bern. Chinesische Gäste würden mehrheitlich in den Sommermonaten erwartet, der Anteil sei sehr gering.

Auch Kultur betroffen
Etwas stärker betroffen ist die Region Jungfraujoch. Bis zu 20 Prozent der Gäste stammten aus China, sagt Urs Kessler, Direktor Jungfraubahnen. So hatte man bereits einige Annullierungen von chinesischen Gruppen und vorerst keine Neubuchungen. «Wie es weitergeht, hängt davon ab, wie sich die Situation in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt. Wir gehen davon aus, dass der Peak der Infektionen und Todesfälle bald erreicht ist und sich die Situation ab April wieder normalisiert.» Auch Urs Kessler sieht die Hauptreisezeit für chinesische Gäste im Sommer. Zu den Stärken der Marketingaktivitäten der Jungfraubahnen zählt Kessler die schnelle Anpassung an sich verändernde Marktsituationen. So intensiviere man aktuell das Marketing in Asien und verhalte sich antizyklisch. Die Ereignisse rund um das Coronavirus machen auch vor der Kunst nicht Halt: Der chinesische Stardirigent Long Yu, der am 27. und 28. Februar erstmals ein Symphoniekonzert mit dem Berner Symphonieorchester im Casino Bern hätte dirigieren sollen, musste seine Reise nach Bern absagen.

Peter Widmer

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