Seit einem Monat leitet Jannik Witmer die Geschicke der über 175-jährigen Stiftung Diaconis mit rund 300 Mitarbeitenden. Diaconis führt die Geschäftsbereiche Wohnen und Pflege im Alter, Palliative Care und berufliche Integration.
Eigentlich war das berufliche Umfeld des 39 Jahre jungen Jannik Witmer ein ganz anderes: Schweizerische Post und Coop-Gruppe. Was hat ihn dazu bewogen, sich bei einer Non-Profit-Organisation wie Diaconis zu bewerben? «Es ist die Nähe zum Menschen, der direkt sichtbare Erfolg unseres Handelns», begründet Jannik Witmer seinen Schritt im August 2018. «Wir müssen keinen Gewinn abliefern, was wir erwirtschaften, kommt unseren Patienten, Bewohnenden und Klienten zugute.» Nun hat er die oberste Sprosse erreicht und ist seit dem 1. Januar dieses Jahres Stiftungsdirektor. Ins kalte Wasser wurde er aber nicht geworfen, war er doch während mehr als einem Jahr als Leiter Finanzen und Controlling auch bereits Mitglied der Geschäftsleitung und damit in die Unternehmenssteuerung involviert.
Mit allen per Du
Die Aufgaben und Ansprechgruppen des Stiftungsdirektors sind vielfältig: Patientinnen und Patienten, Heimbewohnerinnen und –bewohner, Pflegedienst, Hotellerie, Informatik, Behörden, Ärzteschaft usw. Die Stiftung beschäftigt rund 300 Mitarbeitende aus 29 Ländern. Wie pflegt Jannik Witmer den Kontakt zur Basis? «Man trifft mich regelmässig in den verschiedenen Häusern. Letztes Jahr arbeitete ich beispielsweise einen Tag lang im Reinigungsdienst. Ich kenne nun die richtigen Reinigungsmittel und den fachgerechten Einsatz der Putzlappen!» Berührungsängste kennt er nicht, auch ist er mit allen Mitarbeitenden per Du, «wenn sie es nicht ausdrücklich ablehnen». Im laufenden Jahr plant Jannik Witmer mit der Geschäftsleitung in jeder Station zu Mittag zu essen, «damit wir die Interaktion mit Bewohnenden und Mitarbeitenden haben und die Mahlzeiten beurteilen können. Wer den Kontakt zur Basis nicht pflegt, kann nicht anständig führen!», ist Witmer überzeugt. Kleinere Äusserlichkeiten dokumentieren die Nähe und Verbundenheit zu den Mitarbeitenden: So gibt es bei Diaconis keine Firmenautos oder Parkplätze für GL-Mitglieder. Der Fachkräftemangel bereitet dem neuen Stiftungsdirektor Sorgen. «Der Aufwand nimmt zu, Pflegemitarbeitende zu rekrutieren, welche unseren hohen Anforderungen gerecht werden», so Jannik Witmer. Eine weitere Herausforderung sieht er bei der Innovation von Ablaufprozessen. «Es muss uns gelingen, die Innovation in verschiedensten Bereichen sowohl bei Kunden als auch Mitarbeitenden positiv und verständlich zu vermitteln. Jede Innovation soll den Aufenthalt des Kunden bei uns verbessern.»
Peter Widmer