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«Es wird darum gehen, dass uns diese Ruhe nicht lähmt»

Stadtpräsident Alec von Graffenried hat sich während der Corona-Krise ein zweites Mal an die Bevölkerung gewandt. Hier der Wortlaut seiner Rede.

Genau einen Monat nach seiner ersten Botschaft hat sich Alec von Graffenried am vergangenen Samstag erneut an die von der Corona-Krise gebeutelte Bevölkerung gewandt. Per Communiqué in Deutsch, Französisch und Englisch sowie per Videobotschaft. Unser Stadtpräsident zeigt sich dabei als Optimist und hebt auch Erfahrungen und Fortschritte hervor, die viele von uns während der vergangenen Wochen gemacht haben und daran vielleicht auch gewachsen sind. Haben Sie die Rede unseres Stadtpräsidenten verpasst? Dann lesen Sie sie hier nach. Bitte beachten Sie dabei, dass einige Aussagen am Samstag korrekterweise in der Zukunftsform geschrieben wurden und seit Montag bereits Gegenwart sind. Dies betrifft beispielsweise die Aussage zu den Öffnungen der Coiffeurgeschäfte.

Liebe Bernerinnen und Berner

Seit sechs Wochen leben wir im Ausnahmezustand, bleiben wir zuhause, zurückgezogen. Das hätten wir nie gedacht. Aber das Ende naht, die ersten Lockerungen stehen bevor. Wir müssen aber schon noch ein wenig durchhalten. In den letzten sechs Wochen ist eine Ruhe über uns gekommen, und wir sind zur Ruhe gekommen. Die Schweiz hat eine Pause erhalten. Man kann das positiv sehen. Wir konnten etwas ausruhen. Düreschnuufe. Für viele, auch für mich, war das grad etwas zu viel Ruhe. Ruhe kann auch unheimlich und gespenstisch werden. Für viele, gerade hier in der Innenstadt, ist diese Ruhe bedrohlich. In den nächsten Wochen wird es darum gehen, dass uns diese Ruhe nicht lähmt, sondern dass wir Kraft getankt haben, und wirtschaftlich wieder Tritt fassen. Nächste Woche gehen wir zum Coiffeur, und in 14 Tagen gehen dann die Läden und die Schulen wieder auf. Bereiten wir uns auf diese nächsten Schritte vor. Wir bleiben noch im Homeoffice und im Homeschooling. Geniessen wir diese letzten Tage der Ruhe, um dann süüferli wieder starten zu können. Überlegen wir uns aber auch, was wir sonst aus den letzten sechs Wochen mitnehmen wollen. Wir sprechen viel davon, dass soziale Innovation nötig ist. Ich glaube, in den letzten sechs Wochen haben wir mit Nachbarschaftshilfe, Generationensolidarität, Rücksichtnahme und Achtsamkeit viel soziale Innovation betrieben. Wir sprechen auch davon, dass wir uns digital transformieren müssen. Auch da haben wir einen Sprung gemacht. In Zukunft werden wir einfacher Videokonferenzen machen können und unsere digitalen Tools, zum Beispiel in der Schule, gezielter einsetzen können. Wird die Welt wieder so wie vorher? Fallen wir sofort wieder in den alten Trott? Oder wird etwas bleiben, wird etwas besser? Gewisse Regeln ändern nicht. Die Welt hat sich verändert, und einige Änderungen bleiben uns noch lange erhalten. Abstand halten. Beschränkung von Personenzahlen. Es liegt an uns, welche Innovationen wir vorantreiben. Ich wünsche mir natürlich eine achtsamere, solidarischere Gesellschaft, das können wir sicher aus den letzten sechs Wochen lernen. Und noch etwas können wir lernen. Die Gesundheit ist das Wichtigste. Wir brauchen ein starkes Immunsystem. Die Natur hilft uns, unsere Gesundheit zu stärken. Bleiben Sie zuhause, befolgen Sie die Regeln, aber gehen Sie auch an die frische Luft, bewegen Sie sich, das tut Ihnen gut, schauen Sie zu sich, und bleiben Sie gesund!

Alles Gute!

Alec von Graffenried,
Berner Stadtpräsident

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