Der Verband der Arbeitgeber Region Bern vertritt 181 Firmen und 45 000 Arbeitsplätze. Geschäftsführer Christoph Zimmerli erlebt stark besorgte Mitglieder. Aber auch viel Solidarität und Kompromissbereitschaft.
Erzählen Sie uns aus Ihrem Alltag. Welches sind die dringendsten Anliegen Ihrer Mitglieder?
In erster Linie geht es um arbeitsund sozialversicherungsrechtliche Fragen. Die Mitglieder wollen wissen, was sie betreffend Arbeitszeit, Ferien etc. von ihren Mitarbeitenden verlangen können und was betreffend Kurzarbeit gilt. Auch der Versicherungsschutz ist ein grosses Thema. Viele wollen wissen, was ist, wenn jemand am Coronavirus erkrankt und ausfällt. Auch Kredite sind ein grosses Thema. Dazu hat der Bundesrat am vergangenen Freitag ja zum Glück erste klare Antworten geliefert.
Können Sie die wichtigsten Antworten zu den Arbeitsverträgen erläutern?
Pauschalantworten sind nicht möglich. Entscheidend ist der konkrete Inhalt der jeweiligen Arbeitsverträge. Auch gibt es Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privatrechtlichen Arbeitsverträgen. Weiter gibt es Branchen und Organisationen mit Gesamtarbeitsverträgen. Zur Beantwortung arbeitsrechtlicher Fragen müssen wir also die im Einzelfall anwendbaren Grundlagen kennen.
Was ist häufiger?
Konflikte oder Solidarität? Ganz klar die Solidarität. Die Arbeitgeber und ihre Angestellten versuchen, für die Dauer der unsicheren Zeit Lösungen zu finden, die für beide Seiten tragbar sind.
Verschiedenste Branchen und Verbände fordern lautstark Sofortmassnahmen und Geld vom Bund und den Kantonen. Welche Anliegen hat der Verband der Arbeitgeber Region Bern?
Wir vertreten Mitglieder aus verschiedensten Branchen und unterschiedlichster Grösse. Zum Teil sind sie wegen des «Lockdowns» in ihrer Existenz akut gefährdet. Andere profitieren rein wirtschaftlich von der Situation. Was wir von den Behörden fordern, ist, dass sie bei den Gebühren und Steuern Aufschub und andere Erleichterungen gewähren. Das haben wir dem Gemeinderat der Stadt Bern so bereits mitgeteilt. Finanzierunghilfen sind die Aufgaben des Kantons respektive der Berner Kantonalbank. Diese haben mit dem 50-Millionen-Kredit-Paket bereits reagiert.
Raten Sie von zu vielen Entlassungen ab?
Ja, unbedingt. Denn so werden die Firmen nach der Krise nur schwer wieder in die Gänge kommen. Der Kampf um das beste Personal ginge dann unnötigerweise wieder von vorne los. Deshalb ist das Mittel der Kurzarbeit ja so gut.
Welches ist Ihre wichtigste Botschaft an unsere Leserschaft?
Egal ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber: Wir alle haben Sorgen. Nun gilt es, als Gemeinschaft zusammenzurücken. Es geht um den Werkplatz Schweiz und nicht darum, gegenseitig Maximalforderungen zu stellen. Die gutschweizerische Kompromissbereitschaft ist gefragter denn je. Diesen Aufruf richte ich auch an die Gewerkschaften. Ohne triftige medizinische Gründe sind Einschränkungen oder gar Schliessungen von Betrieben ein No-Go. Es gelten die Entscheide des Bundesrates.
Dominik Rothenbühler