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Die Eishockey-Legende und Sportchef Köbi Kölliker lobt die SCB Frauen. Foto: SCB

«Unser Ziel ist, den Final zu erreichen»

Seit Beginn der laufenden Saison kämpft beim SCB auch ein Frauenteam um Tore, Siege und Punkte. Dank der Integration des EV Bomo Thun beim SCB wird das Frauen-Eishockey in der Region noch gezielter gefördert. Die SC Bern Frauen spielen in der PostFinance Women’s League und tragen ihre Heimspiele in der PostFinance Arena aus.

Am 1. Juni dieses Jahres waren alle erforderlichen Unterschriften geleistet und war endgültig klar, dass der letztjährige Playoff-Finalist EV Bomo Thun ab sofort unter dem Namen SC Bern Frauen antreten wird. «Der Wechsel zum SCB ist für uns ein absoluter Glücksfall. Wir haben dreimal in der Woche hervorragende Eiszeiten für Team-Trainings, sowie eine Einheit als Skill-Training, zur Verfügung. Wir können die gesamte Infrastruktur der Männer und von SCB Future benützen, verfügen über eine eigene Garderobe und unsere Goalies trainieren in ihren Spezialeinheiten mit den Nachwuchs-Torhütern des SCB.» Der Mann, der des Lobes voll ist, heisst Jakob «Köbi» Kölliker, auch er ist ein Glücksfall für die SCB-Frauen, denn in der Schweiz gibt es nur wenige, die einen derart mit Eishockey-Fachwissen prall gefüllten Rucksack mitbringen.

Der prominente Sportchef
Zwar sind einige Spielerinnen auf dem Weg, sich ihrerseits einen Namen zu machen, doch der weitaus bekannteste Mann ist vorderhand noch Köllliker, der als Aktiv-Sportler vom Eishockey-Star zum Hobby-Curler im CC Worb gewechselt hat. 213 Länderspiele, drei Meistertitel mit dem EHC Biel als Spieler, daneben eine lange Karriere als Trainer, beispielsweise als Nationalcoach in Deutschland und in China, beim SC Langnau und beim EHC Biel – die Liste liesse sich beinahe beliebig verlängern. Weil der damalige Bomo-Präsident Peter Brand im Verein mehr Fachwissen wünschte, liess er in verschiedenen Gesprächen nicht locker, bis sich Kölliker nach seinem China-Abenteuer überreden liess, um als Sportchef mitzuhelfen. In Thun machte er erstmals mit dem Frauen-Eishockey Bekanntschaft und wenn er heute zu diesem Sport seine Meinung kundtut, leuchten seine Augen beinahe so hell wie früher, beispielsweise an den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary, als ihm für die Schweiz gegen den haushohen Favoriten Finnland (mit Rejio Ruotsalainen und Kari Jalonen) der Siegestreffer beim 2:1-Erfolg gelang.

Von den Frauen beeindruckt
Im Gespräch mit dem Mann, der den Rekord an Länderspielen hielt, ehe ihn Martin Steinegger überholte, bringt er seine Bewunderung für die SCB Frauen sofort zum Ausdruck. «Aus einem Umkreis von rund einer Stunde Fahrzeit reisen die Spielerinnen dreimal wöchentlich nach Bern ins Training und zu den Spielen – ihr Aufwand ist riesengross, die Spesenentschädigung sehr bescheiden. Dies ist nur möglich, weil die Frauen für ihren Sport leben, Freude und Leidenschaft aufs Eis bringen und auch weil die Kameradschaft besser nicht sein könnte», sagt Kölliker, der sich ebenso über die spielerischen Qualitäten bei den SCB Frauen sehr positiv äussert. «Wir gehören zusammen mit den ZSC Lions zur absoluten Spitze, dahinter drängen die Ambrì-Piotta Girls und die HC Davos Ladies nach, während die restliche Konkurrenz doch eher schwächer besetzt ist, sieht man von der Neuchâtel Hockey Academy ab, die auch stärker wird», analysiert Kölliker und fügt an, «dass wir gegenüber der Entwicklung im Frauen-Fussball noch einige Jahre zurückliegen.»

Der Torhunger beeindruckt
Mit 87 geschossenen Toren in 17 Partien (Durchschnitt 5,1) stellen die Bernerinnen mit Abstand das offensiv stärkste Team. In der Torschützenliste findet man in den ersten acht Positionen nicht weniger als vier SCB-Spielerinnen, und trotzdem verkörpert das Team auch defensiv Spitze.
Klar deshalb, dass das Saisonziel hochgesteckt ist. «Unsere Play-offs werden in zwei Best-of-Five-Serien (Halbfinal und Final) entschieden, und da ist immer alles möglich», so Kölliker. «Unser Ziel ist in den Final zu gelangen und die Zürcherinnen vom Thron stossen.»

Die SCB Frauen sind in Bern angekommen. Sie fühlen sich in der Organisation bestens integriert, werden auch akzeptiert und sind hungrig. Sollte am Schluss der Meistertitel gefeiert werden – warum nicht? Nichts spricht derzeit dagegen.

Pierre Benoit

PERSÖNLICH

Jakob «Köbi» Kölliker geboren am 21. Juli 1953 in Biel. 213 Länderspiele, dreimal Meister mit dem EHC Biel (1978/81/83). Aufstieg mit Biel und Ambrì in die Nationalliga A. Spieler bei Biel und Ambrì. Trainer bei Biel, Bellinzona, Langnau (Aufstieg in NLA), Schweiz U20, Ass.-Trainer A-Nationalmannschaft, Bundestrainer A-Team Deutschland, China und Bomo Thun. Aktuell Sportmanager bei den SCB Frauen.

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